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Initiative nennt Landeskonservator „Besserwessi“: SEZ-Abriss steht fest – Denkmalschutz für DDR-Bau erneut abgelehnt
Das SEZ ist laut dem Landesdenkmalamt nicht mehr denkmalwürdig. Damit ist der Abriss des ehemaligen DDR-Spaßbades faktisch besiegelt. Die Entscheidung trifft auf Unverständnis.
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Das Landesdenkmalamt (LDA) hat den Denkmalschutz für das ehemalige Sport- und Erholungszentrum (SEZ) in Berlin-Friedrichshain abgelehnt und damit den Totalabriss des DDR-Baus besiegelt. Eine Erhaltung von Gebäudeteilen ist damit vom Tisch. Das berichtet die „Berliner Zeitung“. Am Donnerstagnachmittag waren weder Friedrichshain-Kreuzbergs Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) noch das Landesdenkmalamt für Stellungnahmen erreichbar.
Das Landesdenkmalamt begründet die Entscheidung demnach damit, dass das Gebäudeinnere so stark verändert wurde, dass der ursprüngliche DDR-Bau nicht mehr existiere. Die Begründung sei „absurd“, zitiert die Zeitung den Grünen-Abgeordneten Julian Schwarze.
Auch bei der Initiative „Gemeingut in BürgerInnenhand“, die sich für die Erhaltung des Gebäudes einsetzt, trifft die Ablehnung auf Unverständnis. Mit der Entscheidung zum SEZ zeige Landeskonservator Christoph Rauhut, dass für ihn „zwei Standards gelten: West und Ost. Der Westen ist hui und wird getätschelt, der Osten ist pfui, der kann sofort weg“, teilte Sprecherin Laura Valentukeviciute in einem Schreiben mit, das dem Tagesspiegel vorliegt.
Auch Baustadtrat kritisiert Entscheidung
Aus dem LDA-Vermerk, der der Initiative vorliege, gehe hervor, dass die Prüfung weniger als zwei Monate dauerte. Die Begründung umfasse gerade einmal acht Zeilen. Raugut sei „als amtlicher Besserwessi mitverantwortlich für den wachsenden und unguten Eindruck, dass die Biografien und die von Menschen in Ostdeutschland geschaffenen Werte den Behörden wenig gelten“.
Kritik an der Entscheidung äußerte laut Berliner Zeitung zudem der grüne Bezirksbaustadtrat Schmidt. „Auch ohne einen Totalabriss, wie er nun geplant ist, wäre eine Entwicklung auf dem Gelände möglich.“
Eine Machbarkeitsstudie, die vor rund zwei Monaten in Auftrag gegeben wurde, hatte die Option einer teilweisen Erhaltung nicht berücksichtigt. „Die Machbarkeitsstudie zielt nicht auf die Erhaltung des bestehenden Gebäudes, sondern konzentriert sich auf eine umfassende Neuentwicklung des Standorts durch Abriss und Neubau“, sagte WBM-Sprecher Matthias Borowski dem Tagesspiegel. Das städtische Untenehmen will dort Wohnungen bauen.
Vor rund zehn Jahren war eine Prüfung auf Denkmalschutz schon einmal abgelehnt worden. Das SEZ war 1981 eröffnet worden und zog zu DDR-Zeiten Millionen Besucher an. Nach dem Ende der DDR wurde der Betrieb aus Kostengründen nach und nach eingestellt. Das „Spaßbad“ schloss im Jahr 2002 und wurde danach nur noch für gelegentliche Veranstaltungen genutzt.
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