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Berlin: Institut stellt Filialen auf den Prüfstand, verkleinert den Vorstand und zieht womöglich vom Potsdamer Platz schon wieder weg

Die krisengeschüttelte Berliner Volksbank hat ihre Sanierung noch nicht abgeschlossen. "Wir werden Mitte kommenden Jahres den Tiefpunkt nachhaltig verlassen", kündigte Vorstandschef Karl Kauermann am Dienstag an.

Die krisengeschüttelte Berliner Volksbank hat ihre Sanierung noch nicht abgeschlossen. "Wir werden Mitte kommenden Jahres den Tiefpunkt nachhaltig verlassen", kündigte Vorstandschef Karl Kauermann am Dienstag an. Die Berliner Volksbank ist im Sommer aus dem Zusammenschluss der alten Berliner Volksbank und der Grundkreditbank/Köpenicker Bank hervorgegangen und wegen Schieflagen im Immobiliengeschäft in heftige Probleme geraten. Am Montag fand die erste Vertreterversammlung des fusionierten Insituts statt, über die Kauermann berichtete.

"Der Aufsichtsrat soll den Vorstand verschärft überwachen, der Vorstand die Mitarbeiter", fasste Kauermann die Forderung der Vertreterversammlung zusammen. Die Vertreter wählten unter anderem den neuen Aufsichtsrat. Ihm gehören Rainer Paulsen, Geschäftsführer der Berliner Gedas Telematics, Hanns-Eberhard Schleyer, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Rupert Scholz, CDU-Bundestagsabgeordneter, Inken Schwarzmann, Vorsitzende Richterin am Landgericht Berlin, und Wolf Burkhard Wenkel, Hauptgeschäftsführer der Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg an. Kauermann betonte, dass mit Schleyer ein bundespolitischer Vertreter der Kundengruppe Handwerk im Aufsichtsrat sitzt. Diese Gruppe wurde bisher von Hans-Dieter Blaese repräsentiert, Präsident der Berliner Handwerkskammer. Er war Anfang Oktober nach 20-jähriger Zugehörigkeit zurückgetreten. Die letzten Jahre seiner Amtszeit wurden überschattet von den Betrugs- und Untreuevorwürfen gegen Vorstandsmitglieder der Volksbank, allen voran gegen Vorstandschef Ulrich Misgeld. Auf der ersten Sitzung des neuen Aufsichtsrats am 6. Dezember wird Kauermann ein Konzept vorschlagen, nach dem der Vorstand der Volksbank verkleinert wird - von derzeit sieben Mitgliedern auf nur noch vier bis fünf. Auch mit diesem Schritt lassen sich die Kosten der Bank senken. Doch vor allem stören Kauermann die hohen Verwaltungsaufwendungen, als "Hauptkostentreiber" hat er die neue Zentrale am Potsdamer Platz ausgeguckt. Für die edle Immobilie hat die Volksbank rund 400 Millionen Mark bezahlt. Jetzt wird sie dem Institut womöglich schon wieder zu teuer. Zurzeit überprüft die Volksbank mehrere Alternativen zur neuen Zentrale. Im Falle eines Auszugs vom Potsdamer Platz würde sich die Volksbank auch von Haus und Boden unmittelbar neben der Debis-Zentrale trennen. Darüber hinaus überprüft die Volksbank derzeit alle 116 Filialen. Kauermann nannte ein Beispiel: "Wo wir heute mit sechs Filialen stehen, reichen vielleicht in Zukunft vier." Die Analyse soll bis Mitte Dezember beendet sein, dann werden Vorstand und leitende Mitarbeiter ein neues Standortkonzept ausarbeiten. Die Zahl der Filialen soll binnen zwei bis drei Jahren von 116 auf rund 100 reduziert werden. Zugleich soll es allerdings gut 30 neue Beratungszentren, beispielsweise für Firmenkunden, geben. Im Geschäft mit vermögenden Privatkunden zieht sich die Volksbank aus der Privatbank Gries & Heissel zurück. Sie verkauft ihre Anteile - 81 Prozent der Bank gehören ihr. Der Kauf ist laut Kauermann in den kommenden 14 Tagen perfekt.

Derweil gab der Vorstandschef bekannt, dass die Sicherungseinrichtung des Bundesverbands der Volks- und Raiffeisenbanken der Volksbank jetzt noch einmal mit zusätzlich 550 Millionen Mark beistehen muss. Damit belaufen sich die Risikokosten der Schieflagen bis Jahresende auf insgesamt 1,63 Milliarden Mark. Das Hauptrisiko stellt mit gut zwei Dritteln immer noch das Immobiliengeschäft dar.

jhw

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