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Tempelhof

© Rueckeis

Volksentscheid: Investor erneuert Tempelhof-Offerte

Ronald S. Lauder, der in Tempelhof ein Klinikzentrum errichten will, hofft auf einen Weiterbetrieb des Stadtflughafens. Das Argument, dort würde ein Airport nur für reiche Leute geschaffen, findet er dumm.

Der US-amerikanische Geschäftsmann Ronald S. Lauder, der auf dem Gelände des Flughafens Tempelhof 350 Millionen Euro in ein Klinik- und Kongresszentrum investieren will, erhofft sich von der Volksabstimmung über die Zukunft des Flughafens Auftrieb für sein Vorhaben. Lauder erinnerte gestern in Berlin daran, dass die Schließung Tempelhofs die Stadt teurer als die Offenhaltung zu stehen käme. Er begreife nicht, warum der Senat über ein Projekt nicht einmal ernsthaft nachdenken wolle, durch das zwischen 1300 und 5000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. Berlin sei eines der weltweit attraktivsten Zentren der Hochleistungsmedizin. Mit einer Klinik direkt an einem Geschäftsflughafen im Zentrum einer Millionenstadt könne man wohlhabende Patienten aus der ganzen Welt anziehen. In diesem Zusammenhang bezeichnete Lauder die Parole der Tempelhof-Gegner, dort würde ein Flughafen für reiche Leute geschaffen werden, als ein dummes Argument. Es gebe viele Beispiele dafür, dass vermögende Besucher einer Stadt so viel Geld dort ließen, dass auch der Arbeitsmarkt davon profitiere.

Lauder, der lange in der amerikanischen Politik – unter anderem im Pentagon – tätig war, verwies darauf, dass Tempelhof für die Amerikaner eine herausragende emotionale Bedeutung habe. Tempelhof sei, wie die Freiheitsstatue, ein Symbol der Freiheit und der Demokratie. Es sei ihm unverständlich, dass der Senat den Flughafen aus rein politischen und nicht etwa aus ökonomischen Gründen schließen wolle. Juristische Einwände ließen Lauder und seine Berater nicht gelten. Es bedürfe lediglich des Einvernehmens, um die betreffenden Landesentwicklungspläne zu ändern, dann könne Tempelhof nach wie vor vom Geschäftsverkehr genutzt werden. Vor allem gebe es keinerlei Argumente, Tempelhof jetzt schon zu schließen. Sowohl die Bundeskanzlerin als auch das Bundesfinanzministerium seien von seinem Plan überzeugt.

Der frühere Lufthansa-Chefpilot Robert Salzl, der das Lauder-Projekt unterstützt, verwies in Berlin auf die schnell wachsende Zahl kleiner, leiser und moderner Düsenmaschinen, mit denen der Geschäftsverkehr künftig weitgehend abgewickelt werde. Fast allen Flughäfen mit zwei Runways, wie BBI-Schönefeld geplant sei, fehlten die Bodenkapazitäten, diese Flugzeuge abzufertigen. Tempelhof sei dafür ein idealer Standort. Ronald Lauder erhofft sich von einem aus seiner Sicht positiven Ausgang der Volksabstimmung pro Tempelhof, dass die Politik an diesem Ergebnis nicht vorbeigehen könne und seinen Plan erneut prüfen müsse. 

Gerd Appenzeller

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