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Berlin: Islam probt Aufbau Ost

Ahmadiyya-Gemeinde legte Grundstein für Moschee in Heinersdorf

Vom Protest gegen den Bau der ersten Moschee im Ostteil der Stadt ist am Tag der Grundsteinlegung nicht mehr geblieben als ein Häuflein Demonstranten. Unter Regenschirmen und mit Deutschlandfahne waren sie am Dienstag in der Tiniusstraße im Pankower Ortsteil Heinersdorf zusammengekommen, um ihrer fortdauernden Ablehnung des Neubaus Ausdruck zu verleihen.

Beim Gebet nach der Grundsteinlegung wurde es sogar still in der Umgebung des Baugrundstückes. Noch kurz zuvor schallte es über den Platz „Keine Moschee, keine Moschee“. Dabei handelte es sich jedoch um Tonbandaufnahmen von einer Demonstration im Herbst, als 1500 protestierende Menschen, unter ihnen auch viele NPD-Anhänger, durch Heinersdorf gezogen waren. Gestern reichte die Zahl der Demonstranten für einen hörbaren Protest nicht aus. Außerdem gewährleisteten 100 Polizisten und zahlreiche Ordner der Gemeinde selbst einen ungestörten Verlauf.

Die Ahmadiyya-Gemeinde, die nur wenige Tage nach Erhalt der Baugenehmigung den Grundstein gelegt hat, will noch in diesem Jahr in das rund 500 Quadratmeter große und zweistöckige Gebäude mit einer viereinhalb Meter hohen Kuppel und einem zwölf Meter hohen Minarett einziehen. 250 Betende sollen hier Platz finden, Männer, Frauen und Kinder erhalten separate Räume. Außerdem entstehen Wohnräume für den Imam und den Hausmeister und ein öffentlich zugänglicher Spielplatz. Zur Grundsteinlegung waren rund 500 Ahmadiyya-Anhänger und das Oberhaupt der Religionsgruppe Hazrat Mirza Masroor Ahmad aus London gekommen.

Mit dem hohen Tempo haben die Ahmadiyya-Muslime die starke Bürgerbewegung gegen die Moschee offenbar überrascht. Erst am Neujahrstag waren auf dem Grundstück in der Nähe des Autobahnzubringers A 114 zum Dreieck Pankow mehrere Zelte aufgestellt worden. Lautsprecher übertrugen die von Männern vorgetragenen Koranverse und Reden in das Frauenzelt. Erst bei der eigentlichen Grundsteinlegung kamen beide Geschlechter wieder zusammen. Der Entwurf für die erste Moschee Ostdeutschlands stammt von einem weiblichen Mitglied der Ahmadiyya-Gemeinde.

Das Oberhaupt Hazrat Mirza Masroor Ahmad glaubt nach eigenen Worten nicht an eine weitere Zuspitzung des Konflikts in Heinersdorf. „Unsere Liebe und unsere Beharrlichkeit wird die Gegner überzeugen“, sagte er. Unterstützung erhielt er vom ehemaligen Reinickendorfer Bezirksbürgermeister und SPD-Bundestagsabgeordneten Detlef Dzembritzki. „Seit Jahren pflegt die Gemeinde in Reinickendorf eine gute Nachbarschaft und begegnet den Menschen mit einer herzlichen Freundschaft“, sagte Dzembritzki, der dem Bezirksamt Pankow für seinen „aufrechten Gang“ bei der Erteilung der Baugenehmigung dankte. Pankows Bürgermeister Matthias Köhne (SPD) sprach von der Hoffnung auf Toleranz und Verständigung. Köhne betonte, die Ahmadiyya-Gemeinde sei weder kriminell noch verfassungsfeindlich und er sei froh, „dass sie sich nicht durch die im Kern fremdenfeindlichen Proteste von ihrem Bauvorhaben hat abbringen lassen“.

Vertreter der Bürgerinitiative gegen den Moscheebau kündigten gestern juristische Schritte gegen das Vorhaben an. Für einen Erfolg sah Bürgermeister Köhne aber wenig Chancen. Alle Details seien vorher umfassend geprüft worden.

Schon in Kürze sollen sich die Kräne drehen. „Wir starten noch heute eine Ausschreibung“, sagte der Deutschlandvorsitzende der Ahmadiyya-Gemeinde, Abdullah Uwe Wagshauser. „Wir wollen die Bauaufträge möglichst an ostdeutsche Firmen vergeben.“ Den Befürchtungen, es könne durch Moscheebesucher ein Verkehrschaos in der kleinen Tiniusstraße geben, trat er entgegen. „Nur zweimal im Jahr werden sich hier 250 Menschen versammeln. Nicht einmal zu den Freitagsgebeten wird es hier voll werden“, versicherte er.

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