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Berlin: Jeder Vierte hilft anderen – freiwillig

Ehrenamtlichen in Berlin ist an diesem Wochenende ein großer Aktionstag gewidmet

Sie machen Hausbesuche mit Streicheltieren bei kranken Menschen. Beraten Arbeitslose beim Schritt ins Erwerbsleben. Nehmen sich Zeit für Sterbende, für behinderte Kinder, für benachteiligte Jugendliche, für Nachwuchssportler im Verein. Fegen Miniermottenlaub oder installieren gratis Webseiten im Internet für freie Träger mit wenig Geld: So helfen Ehrenamtliche in Berlin. Etwa ein Viertel aller Menschen in dieser Stadt engagiert sich freiwillig für andere – ihnen ist der fünfte Berliner Freiwilligentag am Sonnabend, 10. September, gewidmet. Zu dem kleinen Jubiläum hat das Freiwilligen-Vermittlungsbüro „Treffpunkt Hilfsbereitschaft“ einen umfangreichen Aktionstag mit mehr als 70 Mitmachaktionen organisiert.

Noch nie ist ein Freiwilligentag so aufwendig gestaltet, noch nie politisch so hoch gehängt gewesen. Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (Linkspartei) will den ganzen Tag selbst anpacken, andere ehren und um Mitstreiter werben – und das gleich an sieben unterschiedlichen Stationen. „Blumen bringen – Freude machen“ – unter diesem Motto geht es um 10 Uhr vor dem Rathaus Schöneberg los. Wie Carola Schaaf-Derichs vom Treffpunkt Hilfsbereitschaft berichtet, werden die Berliner gebeten, dort bis 12 Uhr Gartenblumen, Topfpflanzen und Sträuße vorbeizubringen. Zudem werden Helfer gesucht, die das Grün dann floristisch verschönern. Gemeinsam mit der – ebenfalls auf freiwilliger Basis arbeitenden „Berliner Tafel“ – sollen die Blumen dann als Gruß an alte Menschen in Seniorenheimen verteilt werden. Der Paritätische Wohlfahrtsverband lädt am Samstag von 11.30 bis 14 Uhr rund 100 Ehrenamtliche mit dem Hotel Sylter Hof in Schöneberg zu einem Dankeschön-Brunch ein.

Freiwilligenengagement wird in Berlin zunehmend professionalisiert. So finanziert die Sozialverwaltung jetzt die Haftpflicht- und Unfallversicherung für Helfer, die bei kleinen freien Trägern und Projekten zupacken. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) will jetzt den Berliner Freiwilligenpass vorstellen – Teil der Anerkennungskultur. Damit sollen Ehrenamtliche etwa bei Bewerbungen um einen Job punkten können. André Schmitz kümmert sich als Chef der Senatskanzlei und als Berliner Ehrenamtsbeauftragter mit dem Internet-Bürgerportal „bürgeraktiv“ um die Aufwertung des gesellschaftlichen Einsatzes.

Wenn Menschen mittun, geht es ihnen auch gar nicht um Geld, wie Studien des Senats und des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes bestätigen. Ein Ergebnis: Viele Berufstätige engagieren sich nach Feierabend, weil sie die Freiwilligenarbeit als höchst befriedigend und menschlich erfüllend empfinden. Allein in den 331 befragten der mehr als 600 paritätischen Mitgliedsorganisationen des größten Berliner Dachverbandes freier Träger wurden 16000 Ehrenamtliche, darunter auch etliche Führungskräfte, gezählt. Die Sorge, dass Gratis-Helfer letztlich Arbeitsplätze vernichten, ist nach den Studienergebnissen unbegründet.

Die Tradition des Freiwilligentages hat in Berlin im internationalen Uno-Freiwilligen-Jahr 2001 begonnen, als eine Berliner Delegation zum „Day of Caring“ nach New York reiste. Seither sind immer mehr Organisationen, Wirtschaftsunternehmen und Vertreter der öffentlichen Hand Partner des Freiwilligentages geworden. Dem Berliner Vorbild eifern 40 andere deutsche Städte nach.

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