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Berlin: Jobcenter Neukölln: Mehr Druck zeigt Wirkung Neue Strategie bei jungen Arbeitslosen erfolgreich Weniger Jugendliche lehnen Angebote ab

Seit November gilt im Jobcenter Neukölln eine neue Strategie im Umgang mit jungen Arbeitslosen. Kein Jugendlicher, der seinen Antrag auf Arbeitslosengeld II abgibt, kann sofort wieder nach Hause gehen.

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Seit November gilt im Jobcenter Neukölln eine neue Strategie im Umgang mit jungen Arbeitslosen. Kein Jugendlicher, der seinen Antrag auf Arbeitslosengeld II abgibt, kann sofort wieder nach Hause gehen. Auf alle Arbeitslosen unter 25 Jahren wartet ein Leistungsberater, der prüft, ob der Antrag im Prinzip berechtigt ist. Danach steht ein Vermittler bereit, um ein kurzes Profil des Jugendlichen zu erstellen. Gilt er als vermittlungsfähig, erhält er direkt ein Bewerbungsangebot und muss im Anschluss seine Unterlagen noch im Jobcenter fertig machen und losschicken. Den anderen werden Trainingsmaßnahmen oder Ein-Euro-Jobs angeboten, aber auch Hilfsangebote wie Drogen- oder Schuldnerberatung gemacht. Noch im Herbst hatte Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) über die hohe Zahl der jungen Arbeitsverweigerer geklagt und angekündigt, dass jeder junge Antragsteller künftig ein Sofortangebot bekommen solle und bei Verweigerung strengere Sanktionen drohten.

Strafen sollen aber nicht im Vordergrund stehen, sagt Jobcenter-Geschäftsführer Dietmar Jarkow. Dies sei nicht mehr so nötig; durch die engere Betreuung gebe es weniger Fälle, in denen Leistungen gekürzt werden mussten, weil die Jugendlichen Arbeit oder Berufstraining abgelehnt haben. Seit November sei dies bei rund 570 neuen Antragstellern 18 Mal geschehen, früher habe das Jobcenter etwa 30 Mal im Monat Sanktionen verhängt. Allerdings w urden auch 28 Anträge abgelehnt, weil Jugendliche nicht zu Terminen erschienen oder die notwendigen Unterlagen mitbrachten. Wenn junge Arbeitslose den Anforderungen nicht nachkommen, drohen ihnen zunächst Leistungskürzungen um 30 Prozent. Bei mehrfacher Wiederholung kann ihnen die gesamte Unterstützung inklusive Mietzahlungen gestrichen werden.

In Neukölln sind 3600 unter 25-Jährige arbeitslos, 2900 werden von dem neuen Jobcenter „Junges Neukölln“ in der Silbersteinstraße betreut. In dem Bezirk sind die Probleme größer als anderswo: Mehr Jugendliche sind länger arbeitslos und nur jeder vierte von ihnen hat eine Berufsausbildung, sagt Konrad Tack, Chef der Arbeitsagentur Süd. Nach Buschkowskys Angaben sind ohnehin nur 15 Prozent der jugendlichen Arbeitslosen in Neukölln direkt auf dem ersten Arbeitsmarkt unterzubringen. Der überwiegende Anteil brauche weitere Schulausbildung, Sprachförderung oder ein Sozialtraining. Für die „absoluten Null-BockFälle“ gebe es das „Päd-Camp“, in dem sie Tugenden wie Pünktlichkeit, Sauberkeit und Zuverlässigkeit lernen sollen. Gut 260 Jugendliche sollten dieses Training bisher durchlaufen. 60 Prozent brachen ab. Zehn Prozent wurden in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt, für Buschkowsky ein Erfolg: „Die hätten wir sonst nie erreicht.“ Die enge Betreuung gilt zunächst nur für die neuen Antragsteller, soll aber sukzessive auf die länger Arbeitslosen ausgeweitet werden.

In Berlin sind rund 28 700 Arbeitslose unter 25 Jahren gemeldet, knapp 21 000 erhalten Leistungen nach Hartz IV.

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