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Berlin: Junge Frau auf der Straße erschossen

Kripo ermittelt im Kreis der kurdischen Familie

Semahat T. saß vor dem Fernseher, als sie durch die Schüsse hochgeschreckt wurde. Die 47jährige Mieterin aus der Straße Oberlandgarten in Tempelhof rannte aus ihrem Wohnzimmer ins Kinderzimmer, schaute dort aus dem Fenster, „dann sah ich die Frau vor unserem Haus liegen“. Das war am Montagabend kurz vor 21 Uhr. Mit fünf Kugeln hatte ein unbekannter Täter die 23-jährige Hatin Sürücü getötet. Die junge Frau starb nur wenige Meter entfernt von der Bushaltestelle Oberlandgarten auf dem Gehweg.

„Das Motiv ist noch unklar. Einige Zeugen schildern, der Täter sei weggerannt, andere wiederum sagen, er sei im Auto davongefahren“, sagte André Rauhut, Leiter der Berliner Mordkommissionen. Nur eines ist für die Kripo-Ermittler sicher: Hatin Sürücü ist kein Zufallsopfer. Ihr wurde gezielt in Kopf und Oberkörper geschossen. „Da hatte jemand ein persönliches Motiv: Das kann Rache oder Eifersucht sein. Wir wissen aber noch nichts Näheres“, sagte Rauhut.

Hatin Sürücü wohnte nicht weit vom Tatort entfernt in einem Mehrfamilienhaus in der Bacharacher Straße gemeinsam mit ihrem fünfjährigen Sohn. Nach der Tat wurde der Junge, der allein in der Wohnung war, zunächst in ein Kinderheim gebracht. Ihr Mann lebt nach Auskunft der Kripo in der Türkei. „Er ist aber in Deutschland behördlich registriert“, sagte Rauhut. Ob der Ehemann zur Tatzeit in Berlin war, sei noch unklar. Hatin Sürücü hatte eine Ausbildung als Elektroinstallateurin gemacht. „Ihre praktische Prüfung hat sie bestanden, die theoretische sollte demnächst folgen“, berichtete ein Nachbar. Hatin Sürücü ist Deutsche kurdischer Abstammung. Sie soll mit ihren acht Geschwistern in Kreuzberg aufgewachsen sein. „Sie sprach perfekt Deutsch“, sagte eine 79-jährige Nachbarin.

Als Hatin Sürücü 15 Jahre alt war, sollen ihre Eltern eine Hochzeit in der Türkei arrangiert haben. Daraufhin sei sie nach Istanbul gezogen und wenig später schwanger geworden. Doch als es Probleme mit ihrem Ehemann und den Schwiegereltern gab, sei sie zurück nach Berlin gekommen. Hier kam sie zunächst in einem Heim des „Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerks“ unter. In einem Artikel über minderjährige Mütter, der im Dezember 1999 in der „Tageszeitung“ erschien, wird auch über Hatin Sürücüs Lebenssituation berichtet. Damals sagte die 17-Jährige: „Es war ein gewolltes Kind. Ich habe meinen Mann geliebt, sonst wäre ich nicht in die Türkei gegangen.“ Die Kripo ermittelt nun erst einmal „intensiv im Kreis der großen Familie des Opfers und im Freundeskreis“, sagte Rauhut. Zudem benötigt die Polizei weitere Zeugenhinweise. Wer die Tat beobachtet hat oder Angaben zum Opfer machen kann, wird gebeten, sich unter der Telefonnummer 4664-911 701 bei der Kripo zu melden. tabu/weso

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