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Die Berliner Juso-Vorsitzende Annika Klose wollte die Adelstitel abschaffen.

© Anna Kleimann/dpa

SPD-Berlin: Jusos scheitern mit Initiative gegen Adelstitel

Von-und-Zu-Pleite bei den Jungsozialisten: Jusos wollten die Adelstitel abschaffen. Aber da macht die SPD nicht mit.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Mit einer Initiative gegen die Privilegien des deutschen Adels sind die Jungsozialisten in der eigenen Partei gescheitert. Der SPD-Nachwuchs in Berlin forderte in einem Antrag für den Landesparteitag Mitte November, dass sämtliche Titulierungen und Prädikate, die aus feudalen Zeiten übrig geblieben sind, gestrichen werden. Entsprechend solle das deutsche Namensrecht geändert werden.

Die Berliner Jusos begründen ihren Vorstoß gegen alle Mitbürger, die ein „von“ oder „zu“ im Namen tragen, mit der angeblichen Bevorzugung bei Bewerbungsverfahren. Wissenschaftliche Studien belegten dies. „In einigen Bereichen wie dem diplomatischen Dienst ist sogar noch eine starke Präsenz klar erkennbar“, heißt es im Antrag. Durch den Entzug der überkommenen Namenszusätze seien diese „adeligen Netzwerke“ zwar nicht zu beseitigen, aber doch eindämmbar. Leider habe die deutsche Revolution von 1918 diese Chance nicht genutzt. Das hundertjährige Jubiläum biete die Möglichkeit, „endlich diesen überfälligen Schritt nachzuholen“. Der Name müsse auch nicht plötzlich geändert werden, dürfe aber nicht mehr in die nächste Generation vererbt werden.

0,1 Prozent der Bevölkerung gehören noch dem Adel an

Aber da machte die Antragskommission des SPD-Landesvorstands, obgleich entschieden republikanisch gesinnt, nicht mit. Der schon vor einem Jahr eingebrachte, aber damals vertagte Juso-Antrag wurde jetzt einstimmig abgelehnt. Auf dem Parteitag wird der Vorstoß der antifeudalen Kämpfer also nicht noch einmal aufgerufen. Begründet wurde dies damit, dass in der Weimarer Republik die Vorrechte des Adels bereits abgeschafft worden seien. „Adelsbezeichnungen gelten seitdem als Namensbestandteil und können nicht mehr verliehen werden.“ Diese Rechtslage bestehe fort. In Deutschland gehörten schätzungsweise nur noch 0,1 Prozent der Bevölkerung dem Adel an, politische Privilegien seien damit nicht mehr verbunden.

Den Jusos gehe es offenbar auch nicht um die Abschaffung des Titels, sondern der Vorteile, die ein „guter“ Name mit sich bringe. Zwar könne ein adeliger Name bei „Bewerbungen auf bestimmte Positionen“ durchaus von Vorteil sein, räumt die SPD-Antragskommission ein. Doch erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt nähmen auch die Jusos nicht an. Außerdem müsse man berücksichtigen, dass Namen identitätsstiftend seien. Die Wegnahme einzelner Namensbestandteile wäre ein „erheblicher Eingriff in die Genealogien“. Das wollen auch die Berliner Sozialdemokraten nicht.

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