zum Hauptinhalt

Berlin: KaDeWe-Kapitän Patrice Wagner

Das Flagschiff von KarstadtQuelle, das größte Kaufhaus auf dem Kontinent, ist zu einer dreijährigen Grundüberholung aufgebrochen. Das Kaufhaus des Westens war etwas in die Jahre gekommen, meint der junge französische Chef vom Fuß der Pyrenäen.

Das Flagschiff von KarstadtQuelle, das größte Kaufhaus auf dem Kontinent, ist zu einer dreijährigen Grundüberholung aufgebrochen. Das Kaufhaus des Westens war etwas in die Jahre gekommen, meint der junge französische Chef vom Fuß der Pyrenäen. 46 Millionen Euro werden für die nachhaltige „Repositionierung“ und Modernisierung Ende 2006 investiert worden sein. Das Haus ist schon heute kaum wieder zu erkennen.

Mittlerweile kommen die Chefs der anderen ganz „Großen“ aus London, Paris, New York oder Tokio und bestaunen den „Luxus-Boulevard“ im Erdgeschoss. Die führenden Marken aus aller Welt sind nun hier vertreten. Sie waren nicht leicht zu gewinnen, aber so schmunzelt der ideenreiche Geschäftsführer: Heute reiben sie sich schon die Hände. In der eher trüben Situation des deutschen Einzelhandels freut sich das KaDeWe über Umsatzwachstum und angenehme Renditen.

Der Mann, der das KaDeWe mit seinen rund 2000 Mitarbeitern und 300 Millionen Euro Umsatz von Grund auf umkrempelt, sagt mit sympathischem, französischen Akzent, er sei „immer ein unruhiges Kerl“ gewesen, nicht ganz tüchtig in der Schule, aber erfolgreich bei Skirennen, beim Turnen und Volleyball. Sein Vater, katholisch wie seine deutsche Mutter, war Arzt in Lourdes. An Wunder glaubt Wagner aber nicht, sondern an Kommunikation und ans Verkaufen! Das hat Wagner auch an der Fachhochschule für Internationalen Handel in Toulouse gelernt – keine der französischen Eliteschulen, wie er bemerkt.

1990 hat seine Warenhauskarriere „unten bei den Schuhen“ im Stuttgarter Kaufhaus Breuninger begonnen. Nach siebeneinhalb Jahren saß er in der obersten Etage der Geschäftsleitung. Großen Eindruck hat ihm gemacht, wie viel man dort in die Mitarbeiter investiert hat.Dann hat die „Sanierung“ des neuen Lafayette in der Friedrichstraße ihn nach Berlin gelockt. Konzept und Zahlen stimmten hier nicht und zu allem Überfluss fielen noch Glasscheiben aus der Fassade.

Der überzeugende „Turn Around“ hat die Karstadt-Herren auf ihn aufmerksam gemacht. Ende 2002 holten sie ihn auf die Kommandobrücke des KaDeWe. Sein Haus sieht er als „fer de lance“, als Speerspitze und Ideenschmiede für ein „modernes Kaufhaus, das weltweit in der Champions League spielt“. Er will es dazu international bekannt machen als Leuchtturm für Luxuswaren, für Uhren, Schmuck, Mode und Lederwaren. Die berühmte „Fressabteilung“ will er trotz der hohen Personalkosten beibehalten. Alles soll „jünger werden“, jede Abteilung in ihrer Sparte die Nummer Eins sein.

Privat wohnen die Wagners mit ihren Kindern Charlotte (9) und Julien (13) zufrieden in einer Altbauwohnung in Schöneberg. Obwohl sie Berlin lieben, weil es hier angenehm „französisch chaotisch“ zugeht, man gut Autofahren kann und ein großes Stück Freiheit hat, weiß er nicht ob er in fünf Jahren noch hier sein wird. „Ein sehr unruhiges Kerl“ eben.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels

Patrice Wagner (38),

Absolvent der

Fachhochschule für Internationalen

Handel in Toulouse.

Seit Ende 2002 Erster Geschäftsführer im Kaufhaus des

Westens in Berlin.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false