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„Kaltblütige Tat im organisierten kriminellen Milieu“: Zwölf Jahre Haft für mutmaßlichen Mafia-Boss
Ein Auftragsmord schlägt fehl. Die Ermittlungen führen in die Organisierte Kriminalität. Bei dem mutmaßlichen Drahtzieher soll es sich um eine Führungsfigur des sogenannten Balkan-Kartells handeln.
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Ein kaltblütig in Auftrag gegebener Mord im organisierten kriminellen Milieu war es aus Sicht des Berliner Landgerichts. Nikola V., der als Anführer eines mutmaßlichen Mafia-Clans gilt (Balkan-Kartell), wurde nach Schüssen in Charlottenburg wegen versuchten Mordes zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Er habe den Anschlag auf einen Rivalen, der allerdings fehlgeschlagen sei, „minutiös geplant“ und organisiert.
Der 35-jährige Serbe soll Chef der kriminellen Vracar-Gruppierung sein, europaweit wurde nach ihm gefahndet. Die Tat in Berlin habe sich gegen ein Führungsmitglied eines anderen Balkan-Clans gerichtet. Am 17. Februar 2020 hätten sich zwei Mittäter auf den Weg gemacht, um den Mann zu töten.
Überwachung der Tat per Krypto-Handy
An der Schlüter-/Ecke Lietzenburger Straße seien zwei Schüsse gefallen. Dem Attackierten gelang es, sich in einen Hauseingang zu retten, hieß es im Urteil. Der Mann soll aber zwei Wochen später in Montenegro bei der Explosion einer Autobombe ums Leben gekommen sein – was nicht Gegenstand des Berliner Verfahrens war.
Über ein Kryptohandy habe V. den Anschlag in Charlottenburg überwacht – „per Sky ECC war er quasi mit am Tatort“. V. habe erhebliche kriminelle Energie an den Tag gelegt – so habe er in Chatnachrichten auch den Auftrag erteilt, mögliche Zeugen ebenfalls zu „eliminieren“.
Die Schüsse waren zunächst unbemerkt geblieben. Erst 2021 erfuhren Ermittler davon – durch die Auswertung von Nachrichten beim verschlüsselten Messengerdienst Sky ECC. Dessen Kryptohandys galten lange als sicher vor Ermittlern.
Der Angeklagte schwieg im Prozess
Eventuelle Manipulationen von Chats, wie von den Verteidigern vorgetragen, seien durch nichts belegt – „es sind Massen an Chats“, so das Gericht. Zwei Kennungen gebe es – „sie sind dem Angeklagten klar zuzuordnen“. Er hatte im Prozess geschwiegen. Die Anwälte forderten Freispruch.
V. war im Oktober 2024 in Barcelona festgenommen und ausgeliefert worden. Er soll unter anderem wegen der Beteiligung an acht Morden auch von Österreich, Kroatien, Montenegro und Serbien zur Fahndung ausgeschrieben gewesen sein.
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