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Von Tag zu Tag: Kaum erkennbar

Bernd Matthies über die Berliner, die man nicht diskriminieren kann.

Die Situation ist diffizil. Junge Lehrer in Berlin werden nicht Beamte. Außer: Sie arbeiten woanders, sind dort verbeamtet und folgen dem Barmen der hiesigen Schulverwaltung. Dann bleiben sie Beamte, auch in Berlin. Geht ja auch nicht anders.

Das ärgert begreiflicherweise viele junge Berliner Lehrer. Einer von ihnen hat jetzt versucht, die Schulverwaltung mithilfe des Anti-Diskriminierungsgesetzes auszuhebeln: Er werde nur deshalb nicht verbeamtet, klagte er, weil er Berliner sei, und das sei ungesetzlich.

Nun stand diese Argumentation von vornherein auf wackligen Füßen, weil der Kläger aus Thüringen stammt und in Brandenburg aufgewachsen ist. Das Verwaltungsgericht merkt dies in seiner Entscheidung spitzfingrig an und fügt den bemerkenswerten Satz hinzu, es sei zweifelhaft, ob der Berliner überhaupt eine „diskriminierungsfähige Ethnie“ sei. Die vielfältige Migration habe dazu geführt, „dass die Berliner als objektiv abgrenzbare Einheit kaum erkennbar seien“.

Ja, liebe Miteingeborene: Berlin ist überall, und überall ist Berlin. Wer uns diskriminieren will, muss früh aufstehen. Wer uns verbeamten will, noch früher.

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