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Winter

© Tsp/Kroupa

Winterwetter: Kein Rekord: Schlappe für Daisy

Viel Schnee, aber nicht genug: Die Stadt hat härtere Winter erlebt – und andere mit Blütenpracht im Januar.

Tief Daisy hat zwar ein paar ansehnliche Schneehaufen hinterlassen, aber keinen Rekord. Zwischen 17 und 27 Zentimeter liegen in der Stadt, und allzu viel wird nicht mehr nachkommen. Der registrierte Allzeitrekord aus dem Februar 1940 ist vorerst nicht mehr zu schaffen: Damals lagen 44 Zentimeter in Berlin, berichtet Michael Burgstaller vom Wetterdienst Mowis. Dabei hat es auch in diesem Winter schon 42 Zentimeter geschneit, nämlich 22 im Dezember und weitere 20 seit dem Jahreswechsel. Aber die Zahlen dürfen nicht addiert werden, weil der Schnee beim Liegen zusammensackt und allmählich sublimiert, also direkt vom festen in den gasförmigen Zustand übergeht, ohne vorher zu tauen.

Wer nun angesichts des lausig kalten Windes den Klimawandel herbeisehnt, muss zumindest vorläufig enttäuscht werden: Dieser Winter hat das Zeug dazu, einer der härteren zu werden. „Wir haben seit 13 Tagen Dauerfrost, und ein Ende ist nach unseren Wettermodellen nicht in Sicht“, heißt es bei Mowis. „Vielleicht bekommen wir einen kompletten Frost-Monat.“ Während der Dezember bereits rund zwei Grad kälter war als das langjährige Mittel, liegt der Januar sogar vier Grad unter dem Durchschnitt.

Wie breit das Berliner Winterwetter variiert, zeigt die Grafik: etwa zehn Grad Temperaturunterschied im Mittel der Monate Dezember, Januar und Februar sind drin. Der pensionierte FU-Meteorologe Paul Schlaak hat die Berliner Wettergeschichte seit dem Krieg aufgearbeitet und dabei manch Interessantes entdeckt.

So wurde am 10. Januar 1989 auf der Havel gesegelt, während in den Gärten Haselnüsse und Primeln blühten. Zehn Jahre zuvor dagegen lag die Stadt unter einer Schneedecke, die es in ihren besten Zeiten auf gut 40 Zentimeter brachte. Zwischendurch, am 13. Januar 1987, schleppten die Leute nach einer minus 19 Grad kalten Nacht an einem einzigen Tag 80 Heizlüfter aus dem Kadewe nach Hause. 1983 dagegen konnten Ende Januar in Zehlendorf blühende Rosensträucher bewundert werden – und das bei bis zu 14 Grad, die zugleich den wärmsten Januartag seit 153 Jahren bedeuteten.

Doch Schlaak beschränkt sich nicht auf die Erkenntnis, dass der Winter mal so und mal so ist. Er hat auch die Gesamtjahre von 1990 bis 2000 durchgerechnet – mit dem Ergebnis, dass es in den 200 Jahren zuvor nie so warm war. Der Trend hat sich in den vergangenen Jahren bekanntlich fortgesetzt.

Dagegen lag im Winter 1969/70 an 110 Tagen, also fast dreieinhalb Monate lang, eine geschlossene Schneedecke. In diesem Winter sind es bisher 20 Schneetage und ein neuer Rekord demnach nur möglich, wenn die sogenannte weiße Pracht bis Mitte April liegen bleibt. Dann doch lieber Klimawandel. Stefan Jacobs

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