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Ein toter Fisch, der schon stark verwest ist, liegt am Ufer vom deutsch-polnischen Grenzfluss Oder.

© picture alliance/dpa

Update

„Keine akute Gefahrenlage mehr“: Menschen können die Oder wieder nutzen – Großer Schaden für Fischereibetriebe

Stadt Frankfurt (Oder) hat Fluss nach Naturkatastrophe wieder zur Nutzung freigegeben. Weitere Untersuchungen von Wasserproben folgen.

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Erneut hat der Landkreis Barnim am Mittwoch tote Fische aus der Alten Oder herausgeholt. Die Warnung vor Kontakt mit dem Wasser des Nebenarms der Oder bleibe auch bestehen, sagte der Referent des Landrates, Richard Bloch.

Zudem rechnete er damit, dass das am Dienstag begonnene Einsammeln der Kadaver bei Oderberg am Mittwoch beendet werden könne. Allerdings habe sich sehr viel Grünzeug wie Wasserlinsen an der errichteten Sperre auf dem Fluss gesammelt, so dass ein Bagger zum Einsatz gekommen sei.

Dagegen gibt es für die Oder nach dem massenhaften Fischsterben im August inzwischen Entwarnung. Die Stadt Frankfurt (Oder) hob am Mittwoch die Einschränkungen für den Fluss und die Ufer nach fast vier Wochen auf, wie die Verwaltung mitteilte. Die Menschen können das Flusswasser nun wieder nutzen und etwa dort angeln.

Aktuellen Erkenntnissen der Umweltbehörden des Landes Brandenburg zufolge habe sich die Wasserqualität deutlich verbessert. „Demnach geht von dem Gewässer für die Allgemeinheit keine akute Gefahrenlage mehr aus.“ Die Behörde hatte im August davor gewarnt, mit Wasser aus der Oder in Kontakt zu kommen, und vor dem Verzehr von Fisch aus dem Fluss.

Sauerstoffzehrung Grund für Fischsterben in der Alten Oder

Nach der Umweltkatastrophe an der Oder im August waren dann in dem Nebenarm Alte Oder vermehrt tote Fische angeschwemmt worden. Die Dimension und die Ursache seien nicht vergleichbar mit dem, was in der Oder passiert sei, hatte Umweltminister Axel Vogel (Grüne) am Montag gesagt.

Nach bisherigen Erkenntnissen sei das Fischsterben in der Alten Oder durch Sauerstoffzehrung ausgelöst worden. Zur Menge der toten Fische konnte der Landkreis Barnim bisher keine Angaben machen. Wasserproben wurden untersucht.

Fischereibetriebe leiden unter der Katastrophe

Das Fischsterben hat für viele dort ansässige Fischereibetriebe große wirtschaftliche Folgen. Von den 12 Unternehmen am Fluss sind nach Angaben des Brandenburger Umweltministeriums fünf Betriebe, die zu 80 Prozent von der Fischerei leben, sehr stark betroffen.

Ein Unternehmen habe Kurzarbeit angemeldet, fünf weitere seien erheblich von Einnahmeverlusten betroffen, zwei gering, berichtete der zuständige Referatsleiter Hartmut Aust am Mittwoch im Wirtschaftsausschuss des Landtags. Es gehe dabei um Einnahmeverluste im Fischverkauf und beim Verkauf von Angelkarten.

Eine Mitarbeiterin vom Nationalpark Unteres Odertal holt mit Schutzbekleidung tote Fische aus dem deutsch-polnischen Grenzfluss Westoder, nahe dem Abzweig vom Hauptfluss Oder.
Eine Mitarbeiterin vom Nationalpark Unteres Odertal holt mit Schutzbekleidung tote Fische aus dem deutsch-polnischen Grenzfluss Westoder, nahe dem Abzweig vom Hauptfluss Oder.

© dpa / Patrick Pleul

Gesamtverlust von 174.000 Euro

Der Gesamtverlust wird von den Betrieben für dieses Jahr auf rund 174.000 Euro geschätzt. Für das kommende Jahr rechnen sie mit Einnahmeverlusten von 315.000 Euro. Vier Unternehmen erwarten nach Auskunft des Referatsleiters 46.000 Euro an Einnahmeverlusten bei Vermietung, Verpachtung und Gastronomie. Das Umweltministerium erarbeite für eine kurzfristige Hilfe derzeit eine Richtlinie, so Aust.

Wann das Befischen der Oder wieder erlaubt ist, konnte der Mitarbeiter des Umweltministeriums nicht sagen. Es habe bereits Probebefischungen gegeben, die positiv ausgefallen seien. „Die Stromoder weist ja schon wieder einen recht normalen Zustand aus“, sagte Aust. Er verwies auf die Wissenschaft, die von unterschiedlichen Szenarien ausgehe. Im schlimmsten Fall veranschlagen sie drei bis vier Jahre, bis der Fischbestand in der Oder wieder in seiner alten Größe vorhanden sei.

Touristische Auswirkungen für Betriebe an der Oder würden derzeit durch die Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH abgefragt, ergänzte Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) im Ausschuss. Erst nach diesen Informationen könne das Ministerium reagieren. (dpa)

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