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Berlin: Koalitionsverhandlungen: Der FDP-Chef wartet einfach ab

"Nein, ich weiß wirklich noch nicht, was ich mache!" Sagt Günter Rexrodt, der gestern in Frankfurt / Main unterwegs war.

"Nein, ich weiß wirklich noch nicht, was ich mache!" Sagt Günter Rexrodt, der gestern in Frankfurt / Main unterwegs war. Mit Verhandlungsterminen für eine Ampelkoalition muss der Bundestagsabgeordnete und Bundesschatzmeister der Liberalen seinen Terminkalender jetzt nicht mehr belasten. Ob Rexrodt der Berliner FDP als Fraktions- und Landesvorsitzender erhalten bleibt, entscheidet sich erst später. "Ich warte ab". Bis die rot-rote Koalition steht und der neue Senat gewählt ist, will der FDP-Mann Mitglied des Abgeordnetenhauses bleiben und seine Führungsfunktionen behalten. Also mindestens bis Januar 2002.

Zum Thema Online Spezial: Koalition für Berlin Die Parteifreunde in Berlin hoffen, dass Rexrodt die Bedenkzeit nutzt, um sich vielleicht doch für die Landespolitik zu entscheiden. In den Koalitionsgesprächen seit Anfang November habe er ein "enormes Standing und hohe Leistungsfähigkeit" bewiesen, lobt Landesvorstandsmitglied Hellmut Königshaus, der Rexrodt seit vielen Jahren kennt und als FDP-Unterhändler an allen Treffen mit SPD Grünen teilnahm. Der Landesvorsitzende sei ein sehr verantwortungsbewusster Mensch, der genau wisse, wo er am dringendsten gebraucht werde. Nach dem Scheitern der Gespräche mit SPD und Grünen ist Rexrodt übrigens nicht bereit, sich irgendeinen Vorwurf machen zu lassen. "Ich habe ernsthaft und zielstrebig verhandelt", versichert er. "Ich wollte die Ampel-Koalition". Nun muss er am Sonnabend, wenn FDP-Landesvorstand und Landesausschuss tagen, den eigenen Leuten erklären, warum es dazu nicht gekommen ist. Warum die Liberalen nun die Oppositionsrolle im Abgeordnetenhaus einnehmen müssen. Gemeinsam mit CDU und Grünen. Die Enttäuschung und Empörung ist parteiintern ziemlich groß. Der Rechtsanwalt und Vize-Fraktionschef Martin Lindner, der ebenfalls zum engen Zirkel der FDP-Verhandlungsführer gehörte, wirft den Sozialdemokraten vor: "Die haben uns da rein getrieben, die wollten nicht mehr".

Eine große Chance sei verpasst worden, sagt Lindner. "Aber wir konnten uns doch nicht mit der Zustimmung zu Steuererhöhungen das Rückgrat brechen lassen". Er wolle morgens noch in den Spiegel gucken können, meint der junge Anwalt. Das ist Mehrheitsmeinung in der Landes-FDP. Und wie Rexrodt die Verhandlungen gemeistert hat, damit sind auch alle einverstanden. Man hört nicht ein Wort der Kritik aus der sonst so mäkeligen Partei.

za

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