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Berlin: Kölsch und Trüffel vorm Abflug

Im neuen Flughafen Schönefeld werden die Kneipen und Lokale eingerichtet. Es gibt nicht nur Currywurst und Kebab, sondern auch gehobene Gastronomie.

Großflughäfen sind heutzutage bekanntlich Einkaufspassagen mit angeschlossenem Flugbetrieb. Die Passagiere sollen schnell abgefertigt werden, aber nicht zu schnell, damit beim Warten Zeit fürs Shoppen zu oft nicht unbedingt internetgünstigen Preisen bleibt. Und auch Gastronomen betrachten Flughäfen als Goldgrube: Wer das richtige Konzept findet, der muss auf ausgehungerte Gäste nicht lange warten, die überdies schnell bestellen, schnell essen und den Platz schnell wieder freigeben.

Sternerestaurants allerdings sind auf Flughäfen weltweit eine Ausnahme, und auch im neuen Flughafen Schönefeld wird sich kaum einer der Betreiber qualitativ so weit tragen lassen wollen.

Gefragt sind Systemkonzepte, die weltweit erprobt sind, dazu kommen ein paar erfolgreiche Platzhirsche aus der Innenstadt, die fürs kulinarische Lokalkolorit zuständig sind. Die Einrichtungen sind geplant, das Personal ausgesucht, die Zapfanlagen kommen nach und nach.

Am meisten werden anspruchsvolle Gäste wohl von Bruno Pellegrini („Ana e Bruno“) erwarten dürfen, der in seinemSchönefelder Ableger die „Atmosphäre italienischer Kaffeehäuser in elegantem Ambiente“ verspricht. Auf der dazugehörigen Website ist immerhin ein Risotto mit Fisch und Trüffeln zu sehen.

„Traiteur by borchardt“ heißt eine Mischung aus Feinkosthandel und Restaurant, deren Stammhaus in Berlin niemandem mehr vorgestellt werden muss. Ähnliches gilt für die Konkurrenz vom Gendarmenmarkt schräg gegenüber, klar, dass sich der Berliner Restaurantmogul Jo Laggner die Chance nicht entgehen lassen würde, den Fluggästen in Schönefeld gleich zwei Betriebe zu offerieren, ein Bistro und ein Restaurant, beide unweigerlich unter dem Namen „Lutter & Wegner“. „Für Weinkenner und alle Genussmenschen wird der Aufenthalt dank der herausragenden Weinauswahl und dem exklusiven Lutter & Wegner Sekt zu einem ganz besonderen Erlebnis“, heißt es in der Ankündigung – na also.

Aus Charlottenburg kommt auch das Konzept „Nu“, eine legere Speisenbar in der Schlüterstraße mit den kulinarischen Bestsellern aus ganz Asien. Den Kontrast zu deren Weltläufigkeit bildet die ganz und gar rheinische „StäV“ von Harald Grunert, der zusammen mit seinem Kumpel Friedel Drautzburg aus dem Trösten zugezogener und unbedingt wieder weg wollender Landsleute eine eigene Kunstform gemacht hat, die längst als ganz und gar berlinisch gilt und nun vermutlich auch dem Karneval ein kleines Biotop auf dem Flughafen bieten wird.

Damit sind die gehobenen Angebote genannt – der Rest ist durchweg beschleunigte Systemgastronomie für den eiligen Gast, allerdings an einer Stelle auch mit Berliner Hintergrund: Die unvermeidliche Currywurst kommt vom Bio-Brater „Witty’s“ am Wittenbergplatz.

Weiter im schnellen Geschäft: Eine Kebab-Bude namens „Kebox“, „Klässig’s Fish & Chips“, „Mobile“ mit italienischen Kleinigkeiten auf die Hand, zwei Mövenpick-Betriebe, nämlich die „Marché-Natur-Bäckerei“, die ja bereits aus Tegel bekannt ist, und ein Café, und schließlich, wer sonst, McDonald’s und Starbucks.

Das jedenfalls ist die Aufstellung, mit der die Schönefelder Versorger am 3.Juni an den Start gehen werden. Dann wird um die Passagiere gekämpft, gehofft, dass sie genug Zeit, Hunger und Geld für sicher nicht ganz billige Angebote haben. Und sicher beginnt dann auch schon die Auslese, Wandel, Verschwinden und Neuanfang, denn an solchen Orten ist garantiert nichts für immer.

Die neue Flughafenseite mit den Restaurants und Shops (von „Look54“ bis „Museumsshop Preußische Schlösser und Gärten“) befindet sich im Aufbau – Sie finden die erste Version hier:

http://preview.berlin-airport.de

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