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Auf Youtube geht es immer so schnell...

© TSP promo lebepur

Was macht die FAMILIE?: Komisch, in echt ist alles viel komplizierter als auf Youtube

Wie eine Mutter die Stadt erlebt: Fatina Keilani versucht es bei ihren Kindern mal mit der Wirklichkeit.

Von Fatina Keilani

Wir begrüßen Sie zu einer neuen Folge der Reihe „Da staunste – Begegnungen mit der Realität“.

„Mama, wir brauchen unbedingt einen Mixer, und dann musst du ganz viele Mangos und Himbeeren und Bananen und Ananas kaufen, und dann machen wir leckere Smoothies! Ich lade Lisa ein, das wird voll cool!“ – „Äh, wir haben einen Mixer. Mango haben wir, Bananen auch, Himbeeren tiefgekühlt, und hier ist eine Ananas.“ Die begeisterte 13-Jährige legt natürlich sofort los. Das Erstaunliche: Es dauert länger als die 20 Sekunden, die es im Youtube-Video braucht! Das zu verarbeitende Obst liegt auch gar nicht dekorativ geschnippelt da! Man braucht ein Messer, ein Brett, die Ananas müsste erst noch durch den Entsafter, und ihre Stachelfrisur und Schale fallen ihr gar nicht von allein vom Leib. Auch eine Mango zu schälen ist mühsam, man bekommt klebrige Hände, der Saft tropft überallhin, außerdem ist sie lecker und schmeckt auch unpüriert. „Äh, Mama, ich esse die Mango jetzt einfach so und gehe in mein Zimmer.“ – „Und vorher machst du natürlich alles wieder sauber.“ – „Oooch.“

Ähnliches hatten wir vorher schon mit einer Torte: „Lisa und ich machen am Wochenende Schokoladentorte, wie geht das?“, und nach meiner sehr simplen Erklärung (Schokolade in Sahne schmelzen, Biskuitboden damit bestreichen): „Och nö, zu kompliziert.“ Dabei hatte ich sogar aus dem Supermarkt angerufen und gefragt, ob ich einen fertigen Biskuitboden mitbringen soll. Einfacher geht es ja wohl nicht!

Die Jugend will sich keinesfalls anstrengen

Was ist nur mit den jungen Leuten los? Sie interessieren sich für nichts außer ihrer Elektronik und wollen sich keinesfalls anstrengen. Ich gehe jetzt dazu über, alles wegzukontern, um sie zur Aktivität zu zwingen, und zur Eigenverantwortung. „Mama, ich brauche bis morgen die neue Jeans und das dunkelblaue Sweatshirt gewaschen.“ – „Ich zeige dir gerne, wie die Waschmaschine funktioniert.“

„Mama, wir haben nichts zu essen im Haus!“ – „Auf dem Küchentisch ist Geld, geh bitte einkaufen!“

Nur der Kleinste, mit dem ist noch Staat zu machen. Er fährt Fahrrad bei jedem Wetter, ist neugierig auf die Welt und erscheint am Herd, sobald ich koche. Ihm wollte ich noch ein bisschen Realität ersparen, und so gingen wir ins kürzlich eröffnete „Museum der Illusionen“. Es ist ziemlich klein und recht teuer, bietet aber einige lustige Verwirrungen und Täuschungen des Gehirns – und sehr nettes Personal, das sofort zur Stelle ist, wenn man ratlos guckt.

Museum der Illusionen, Karl-Liebknecht-Straße 9, Kinder 8 Euro, Erwachsene 12 Euro, Familienkarte 30 Euro

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