Berlin: Kulturkampf um Ausstellung im Palast
Zu ideologisch? Jury des Hauptstadtkulturfonds lehnt Schau des Deutschen Historischen Museums ab
Es geht um die Geschichte des Palastes der Republik. Nach der Nutzung der Ruine als „Volkspalast“ soll dort im kommenden Jahr eine Ausstellung um die Historie des Baus stattfinden. Doch um die Pläne dafür gibt es Streit. „Die Ausstellung (...) hat mehr eine ideologische Ausrichtung zum Ziel“, schreibt die Jury des Hauptstadtkulturfonds in einer internen Bewertung, die dem Tagesspiegel vorliegt. Der Historiker Jörn Düwel, von dem das Ausstellungskonzept stammt, reagiert erbost: „Es erinnert mich an die Instrumente des vergangenen Regimes, von ideologischen Vorbehalten zu sprechen.“
Die Jury begründet mit ihrer Bewertung, warum die Kommission des Kulturfonds bei ihrer Sitzung am Dienstag nicht umhin könne, die beantragte Förderung abzulehnen. In dem vierköpfigen Gremium sitzen von Berliner Seite Kultursentor Thomas Flierl (PDS) und Senatskanzleichef André Schmitz (SPD). Gibt es ein Patt, ist die Ausstellung abgelehnt. Pikant: Die Schau wird vom Deutschen Historischen Museum betreut.
Jörn Düwel, 1965 in Rostock geboren, ist heute Professor für Geschichte und Theorie der Architektur in Hamburg. Er sagt: „Durch die Zwischennutzung hat der Palast eine andere Bedeutung gewonnen, er darf aber nicht nur als Rohstoff für eine künstlerische Nutzung dienen.“ Düwel, der das Konzept zusammen mit Romana Schneider entwickelt hat, will die Geschichte des Palasts aufarbeiten und deutlich machen, welchen Stellenwert der Bau in der Darstellung der sozialistischen Macht gehabt hat. „Der Sozialismus wollte nichts weniger als einen neuen Menschen schöpfen.“
In diesen Sätzen liegt das Konfliktpotenzial. Adrienne Goehler, Kuratorin des Hauptstadtkulturfonds, will sich jedoch nicht äußern: „Vor der Kommissionssitzung sage ich nichts.“
In dem internen Papier des Hauptstadtkulturfonds schlägt die Jury vor, statt einer Ausstellung doch lieber eine Broschüre zu drucken, „die umfassend über die historische und zeitgenössische Situation des Platzes und der Bebauung informiert“. An einer Aufarbeitung in Gestalt einer Ausstellung scheint dem Hauptstadtkulturfonds offenbar gar nicht gelegen. Denn weiter heißt es in dem Papier: „Die Jury hat sich gegen eine über mehrere Wochen erstreckende Ausstellung ausgesprochen, weil (...) parallel keine anderen Projekte stattfinden können.“
Jörn Düwel hält dagegen: „Der Palast ist seit 15 Jahren dicht. Vielen der heute 30-Jährigen sagen die Hintergründe des Baus nichts mehr.“