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GRÜNES Rathaus (1): Künast-Kolumne: "Wow" statt "Wowi"

Was hätte Renate Künast als Regierende zu erzählen? Stefan Stuckmann erfindet ihre Briefe an die Wähler.

Liebe Berlinerinnen, liebe Berliner,

danke der Nachfrage, ich fühle mich großartig. Knapp sieben Wochen sind jetzt vergangen seit unserem unglaublichen Sieg bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus. 42,2 Prozent – stark! Beinahe hätte ich „Wow“ geschrieben, aber das sähe fast aus wie „Wowi“ und würde die falsche Richtung vorgeben für diese Kolumne, mit der ich Ihnen von meiner Arbeit als Regierende Bürgermeisterin erzählen möchte.

Nach einem so überwältigenden Wahlsieg ist es wichtig, sich nicht länger als nötig mit Lobeshymnen aufzuhalten. Klar, 18 Prozent mehr als Kollege Kretschmann in BaWü und 13 Prozent mehr als die letzte Folge „Wetten, dass ...?“ lassen auch mich nicht kalt. Vor allem, weil Michelle Hunziker für ihr Ergebnis auf die Unterstützung von Thomas Gottschalk zählen konnte, ich dagegen hatte nur Volker Ratzmann und einen betrunkenen Wahlkampfmanager. Aber nun endlich Schluss damit, Renate!

A propos betrunken: Kleiner Wermutstropfen in dieser Erfolgsgeschichte bleibt natürlich die Tatsache, dass es für die absolute Mehrheit nicht ganz gereicht hat. Schwamm drüber! Schließlich waren wir Grünen schon immer gut darin, mit anderen Parteien zusammen zu arbeiten. Zum Beispiel damals, mit ... hier, dings. Und dann neulich erst, mit den anderen.

Erster Ansprechpartner für Koalitionsgespräche war selbstverständlich die SPD. Obwohl oder gerade weil die mit elf Prozent ein Ergebnis eingefahren hat, das es ihr ermöglicht, den jährlichen Fraktionsausflug in Zukunft auf einem einzigen Bierbike zu bestreiten. Scherz beiseite, aus alter Verbundenheit zu meinem absoluten Lieblingskoalitionspartner kann ich über solche Witze natürlich nur den Fahrradhelm schütteln – selbst wenn ich sie vorher selbst gemacht habe. Jedoch: Dem Wunsch der Genossen nach Gesprächen auf Augenhöhe könnte ich mit einem Ergebnis wie MEINEM nicht einmal dann nachkommen können, wenn ich mich flach auf den Boden legen und einen dünnen Pullover anziehen würde.

Trotzdem war es eine Überraschung, dass Grün-Rot an diesem winzigen Streit um die A100 gescheitert ist. Unsere grüne Vision, alle vorhandenen Autobahnen auf achtspurige Einbahnstraßen umzubauen, um zufließende Wirtschaftskraft nachhaltig in Berlin zu halten, werden wir deshalb mit einem frischeren Partner umsetzen. Von meinem letzten Besuch im Kino weiß ich zwar, dass die meisten Menschen eher schlecht damit fahren, sich Piraten ins Boot zu holen. Ich kann Sie aber beruhigen: Unsere Berliner Freibeuter bestehen größtenteils aus netten, schlaksigen Männern, denen kein Metallhaken aus dem Ärmel schaut, sondern nur ein iPhone. Mit allen anderen Macken kann ich umgehen: die Klamotten, die Frisur, das Weltbild – das passt doch zu mir. Finden Sie nicht?

Bis bald, Ihre

Renate

Stefan Stuckmann

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