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Berlin: Kunst auf Rabatt: In einer Weddinger Kantine gibt es eine ungewöhnlichen Zugabe

Uwe Bressem ist Koch und Künstler. In seiner Kantine im alten Weddinger Rathaus an der Müllerstraße gibt es seit kurzer Zeit zu den pochierten Eiern oder zum Putenfrikassee von ihm und von Künstlerfreunden gestaltete Rabattmarken.

Uwe Bressem ist Koch und Künstler. In seiner Kantine im alten Weddinger Rathaus an der Müllerstraße gibt es seit kurzer Zeit zu den pochierten Eiern oder zum Putenfrikassee von ihm und von Künstlerfreunden gestaltete Rabattmarken. Violette Schnipsel mit gezeichneten Fischen, Bären, Libellen, Gesichtern und Symbolen. Insgesamt 64 Motive bekommt man zum Mittagessen. Wer ein Heftchen à 16 Stück vollgeklebt hat, erhält 1,60 Mark gut geschrieben.

"Ich zeichne gerne", sagt der 41-jährige Kantinenpächter. Als der Personalrat des Bezirksamts anregte, Rabattmarken einzuführen, kam er auf die Idee, sie selbst zu produzieren. Hinzu kommt, dass Bressem seit Jahren der so genannten Mailart verbunden ist. Die "Briefkünstler" bilden ein weltweites Netzwerk. Sie schicken sich gegenseitig liebevoll gestaltete Kunstbriefe, die häufig mit Pseudobriefmarken beklebt sind, von Originalen erst beim zweiten Hinsehen zu unterscheidende "Kunst"-Wertzeichen. Hefterweise Mailart hat der Weddinger zu Hause. Wundervolle kleine Fantasieprodukte aus Holland, den USA, Japan und Südamerika. Die Mailart mache ihm einen Heidenspaß, sagt Bressem. So viel, dass er vor kurzem Kunstpostkarten aus aller Welt vom Sportflugzeug aus über einem brandenburgischen Acker abwerfen ließ. Anschließend bekamen die Teilnehmer des Kunstprojekts "Ereignispost" ihre Briefe und Postkarten zurückgeschickt. Die Mailart-Verbindungen hat Bressem für seine Rabattmarkenaktion "Rabart" aktiviert. Auf einen Internet-Aufruf hin hätten sich in kürzester Zeit 16 Künstler gemeldet, erzählt er. Ihre kleinen Werke und seine eigenen Zeichnungen ließ Bressem in einer Auflage von 64 000 Stück für den Kantinengebrauch drucken.

Bei den Gästen scheinen Aufkleber gut anzukommen. Um die 600 Sammelheftchen hat Bressem ausgeteilt, zurück bekam er allerdings erst 20 Stück. "Ein Teil der Gäste will die gar nicht einlösen", sagt er. Offenbar verschwinden die Kunstwerke in die Händen von Sammlern. Zwei hat Bressem schon kennen gelernt. Einer sei Bankangestellter, "und will nur Pinguine".

tob

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