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Berlin: Kurz vor der Wahl legt die SPD noch einmal richtig zu

Meinungsforscher ermitteln starken Stimmungsumschwung in Berlin: CDU muss um sicher gewähnte Direktmandate bangen

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Zehn Tage vor der Bundestagswahl wird der Kampf um die Direktmandate in Berlin hoch spannend. So liegt der frühere Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) in Neukölln nur noch eine Nasenlänge vor dem SPD-Konkurrenten Ditmar Staffelt und in Friedrichshain-Kreuzberg hat der Alt-Grüne Hans-Christian Ströbele den Sieg keineswegs in der Tasche. In Spandau zog der junge SPD-Bundestagsabgeordnete Swen Schulz am CDU-Kandidaten Kai Wegner vorbei.

Nach einer Prognose des Hamburger Wahlinformationsdienstes „election.de“ für den Tagesspiegel ist in den meisten Wahlkreisen ein starker Stimmungsumschwung festzustellen. Noch vor wenigen Wochen deutete sich ein Siegeszug der Union – jedenfalls im Westteil Berlins – an. Nach der neuen Erhebung können CDU und SPD am 18. September jeweils vier Wahlkreise erobern. Drei Direktmandate gehen an die Linkspartei und eines an die Grünen. Bequem zurücklehnen können sich eigentlich nur die PDS-Kandidatinnen Petra Pau und Gesine Lötzsch, die ihren Wahlkreis sicher haben. Einen ordentlichen Vorsprung vor den Mitbewerbern haben der Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD), die sozialdemokratischen Haushaltsexperten Jörg-Otto Spiller und Petra Merkel, der linke Superstar Gregor Gysi und der Christdemokrat Peter Rzepka, ein Vertrauter Diepgens.

Aber in Friedrichshain-Kreuzberg rückt die Bezirksbürgermeisterin Cornelia Reinauer (Linkspartei), aber auch der frisch eingebürgerte Ahmet Iyidirli (SPD) dem Platzhirschen Ströbele auf die Pelle. In Neukölln muss Diepgen hoffen, dass seine politische Vergangenheit als Regierungschef die Wähler anzieht und nicht abstößt. Selbst im konservativen Steglitz-Zehlendorf hat der SPD-Generalsekretär Klaus Uwe Benneter noch eine Außenseiterchance und in Reinickendorf bangt der ehemalige CDU-Spitzenkandidat Frank Steffel um den schon sicher geglaubten Sieg, weil ihm die FDP-Kandidatin Mieke Senftleben sehr offensiv Erststimmen abwirbt.

Die Wahlforscher von „election.de“ rechnen zurzeit damit, dass bei der Bundestagswahl in Berlin die SPD mit 30 Prozent vorn liegt. Es folgen CDU (28 Prozent), Linkspartei (19 Prozent), Grüne (13 Prozent) und FDP (6 Prozent). In diese Projektion sind die Ergebnisse von 2002, aktuelle Bundes- und Landestrends, die Kandidatensituation in den einzelnen Wahlkreisen und das vermutliche Stimmensplitting zwischen Erst- und Zweitstimme eingegangen. Auch das unterschiedliche Wahlverhalten im Osten und Westen der Stadt wurde berücksichtigt. „Election.de“ erarbeitet solche Wahlkreisprognosen bundesweit für Politiker und öffentliche Medien.

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