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Der Bart ist dran. So ging Lady Gaga im Berghain auf die Bühne. Mehrere hundert Anhänger empfingen den Popstar schon am Mittwoch am Potsdamer Platz – der lag dann in Tiergagarten. Eine Gruppe Jugendlicher war extra aus Polen angereist und hatte vorm Hotel Ritz Carlton übernachtet. Fotos: Kai-Uwe Heinrich, dpa

© REUTERS

Deutschlandpremiere: Lady Gaga feiert mit ihren Fans im Berghain

Lady Gaga hat am Donnerstag ihr neues Album im Berghain vorgestellt. Um der Popsängerin nah zu sein, warteten ihre Fans den ganzen Tag vor dem Club und dem Hotel auf sie. Manche auch die ganze Nacht.

In Lederunterwäsche steht Lady Gaga im Berghain auf der Bühne. „Ich bin so glücklich, jetzt hier zu sein", sagt sie und ihr aufgeklebter Schnurrbart bewegt sich bei ihren Worten. „Und spielt!", ruft sie durch die Halle, geht wieder ab von der Bühne, setzt sich auf eine Couch, mitten im Publikum, Bodyguards um sie herum. Dann tut sie das, was alle geladenen Gäste tun: der neuen Platte zuhören. „Artpop“ heißt sie. Der Opener „Aura“ ist zu hören – und dafür gibt es, um einen Song zu zitieren, Applaus.

Einige Fans haben sogar auf dem Bordstein geschlafen.

© Kai-Uwe Heinrich

Fans warten Stunden

Von all dem Premierentrubel im Club Berghain in Friedrichshain bekommt Justine Venus,17, nichts mit. Sie hat keine Karte gewonnen, und die Popdiva noch nicht einmal hineingehen sehen. Und das, obwohl sie hinter der Absperrung zum Ritz-Carlton Hotel am Potsdamer Platz doch ohne Decke draußen auf dem Bordstein geschlafen und Tage zuvor mit einem Hungerstreik gedroht hat. Wofür? Für einen kurzen Moment mit Lady Gaga. Für ein Foto mit ihr, ein freundliches Wort. Die Haare hat das Mädchen ähnlich weißblond gefärbt wie Lady Gaga, ihr Idol, für das sie auch noch eine zweite Nacht vor dem Fünf-Sterne-Hotel übernachten will.

Auch Katrin, 21, versuchte zumindest vor dem Fünf-Sterne-Hotel, ein Foto oder Autogramm von Lady Gaga zu bekommen. „Gestern stand ich hier schon an und plötzlich strömten die Touris von der anderen Seite über die Straße“, erzählt sie am Donnerstagnachmittag. Als die Pop-Diva in einem rosafarbenen Kleid und High Heels erschien, hätten die Fans immer mehr geschoben, seien über die Gitter geklettert, hätten Katrin beinahe eine Rippe gebrochen. Der Sicherheitsdienst schildert das ein wenig anders: Alles sei gut verlaufen.

Gewinner sind begeistert

Glücklicher als die beiden Mädchen ist Nico Hees, 22. Er ist einer der Fans, die eine Karte für die Vorstellung ihres Albums gewonnen hatten.. Die Sängerin hatte Fans nämlich dazu aufgefordert, Fragen einzusenden. Die 50 originellsten gewannen. Nico Hees überzeugte mit der Frage, ob es einen Gaga-Masterplan gebe. Ihm sei nämlich aufgefallen, dass manche ihrer aktuellen Motive wie die Muschel oder die Venus schon in früheren Musikvideos vorgekommen seien. Zum Beispiel in „Telephone“ oder „Marry the Night“. Nach sieben Stunden am Potsdamer Platz sieht er die Musikerin nun endlich live. „Der Club ist megacool", sagt er. Auch weil er genauso homosexuellenfreundlich sei wie Lady Gaga.

Die Toleranz von Lady Gaga gefällt auch einem Mädchen, das ein Meet and Greet mit dem Star gewonnen hat. „Die Message von Lady Gaga lautet: Sei, wie du bist. Es ist schön, das mal von einem Menschen zu hören", sagt Cherin Julien und erzählt, dass sie ihrem Idol nach der Party ein Riesenkuscheltier überreichen will. Eigentlich hätte das 18-jährige Mädchen in der Nähe von Trier an diesem Tag Unterricht gehabt, doch die Lehrer hätten sie freigestellt - und beglückwünscht. Dass sie mehr als 250 Euro für ein Zimmer im selben Hotel wie die Popsängerin bezahlt hat, ist ihr egal. „Wenn sie tourt, geht mein ganzes Geld sowieso für Lady Gaga drauf."

Nacktheit polarisiert

Während Cherin Julien Stunden vor dem Event im Berghain einen Blumenstrauß für Lady Gaga auf den Fußboden legt, trägt ein Sicherheitsmann des Ritz-Carlton-Hotels einen Hocker in ihre Richtung. Er gibt ihn einem Fan aus Lübeck. Die Dame ist 73. „Ich male Porträts von bedeutenden Persönlichkeiten auf Porzellan und bitte sie dann um ein Autogramm“, sagt sie, ihren Namen möchte sie lieber nicht nennen. Von Michail Gorbatschow hat sie eine Signatur, von Vivienne Westwood und Woody Allen. Hinter Gagas verrückten Figuren stecke viel mehr. „Rilke ist zum Beispiel einer ihrer Lieblingspoeten. Wer weiß das schon“, sagt sie und streicht sich eine graue Strähne hinter das Ohr. Nur die Nacktheit, die störe sie etwas.

Im Berghain trägt Gaga abends immerhin schwarze Unterwäsche und lässt sich von Bodyguards durch die Menge tragen – durch den Laden, den sie auf Twitter als ihren Lieblingsklub bezeichnet. Zum Schluss dürfen Fans einige Fragen stellen, und sie singt noch live, „Gypsy“ – tanzt mit und lässt weiße Rosenblätter auf ihre Fans regnen. Die Blume, eben noch geschenkt bekommen, jetzt schon zerpflückt und mit den anderen geteilt.

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