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Gewalt hat viele Gesichter. Schulen werden damit täglich konfrontiert.

© Marcus Führer/dpa

Jugendgewalt in Berlin: Lehrer sollen besser mit Polizei kooperieren

Wenn Kinder oder Jugendliche gewalttätig sind, müssten das sowohl die Schule als auch die Polizei erfahren, fordern Gewerkschafter. Die Realität sieht anders aus.

Für eine engere Zusammenarbeit zwischen Schule und Polizei haben am Donnerstag die Deutsche Polizeigewerkschaft und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) plädiert. Beide Seiten sollten jeweils einen Ansprechpartner vereinbaren, dessen Erreichbarkeit sichergestellt werden müsse und über den Kontakt gehalten werde. Sobald bei einer Tat schulpflichtige Kinder oder Jugendliche betroffen sind, soll die Polizei bei der Personalienaufnahme auch die zuständige Schule dokumentieren, lautet eine der zentralen Forderungen.

Zusammenarbeit für mehr Prävention

Damit die Schule "ein Ort der Sicherheit, der Verlässlichkeit und des Vertrauens" werde, sei es unerlässlich, das Thema „Sicherheit und Abwehr von Gewalt“ in allen Schulen regelmäßig zum Gegenstand gemeinsamer Unterrichteinheiten und Initiativen werde, heißt es in einem „Formulierungsentwurf“ für einen gemeinsamen Erlass der Senatsverwaltungen für Bildung, Inneres und Justiz. Die Schule könne die Erfahrung und Unterstützung der Polizei und der Staatsanwaltschaft zur Erfüllung ihres Erziehungsauftrages insbesondere für „problembelastete“ Schüler nutzen. So erwarten die beiden Gewerkschaften, dass die Polizei „bereits zu einem frühen Zeitpunkt delinquentes Verhalten von Schülern oder ihnen drohende Gefahren erkennen und somit Straftaten entgegenwirken können“.

Gewalt beginnt meist mit verbalen Attacken.

© Kai-Uwe Heinrich

Der Informationsfluss soll besser werden

Die VBE-Vorsitzende Heidrun Quandt kritisierte, dass der Informationsfluss zwischen Schule und Polizei bisher „in beide Richtungen“ zu wünschen übrig lasse. Das helfe „nur dem Täter, nicht dem Schüler“. Zudem dauere es noch immer zu lange, bis ein Jugendlicher für seine Taten zur Rechenschaft gezogen werde. Mitunter vergehe ein dreiviertel Jahr. Das sei das Gegenteil von dem, was die Neuköllner Jugendrichterin Kirsten Heisig einst mit ihrem „Neuköllner Modell“ gefordert habe.

Lehrer könnten in Praktika Erfahrungen sammeln

Gefordert werden Der Vorstoß geht aber noch weiter. So wollen die Gewerkschaften auch, dass die Staatsanwaltschaft mindestens einen geeigneten Staatsanwalt als Ansprechpartner je Bezirk für Schule und Polizei benennt. Überdies sollen Lehramtsanwärter die Arbeit der Polizei und der Justiz, insbesondere zur Kriminalprävention, kennen lernen. Dazu soll auch gehören, dass sie im Rahmen von mindestens dreiwöchigen Praktika die rechtlichen Rahmenbedingungen von Jugendstrafverfahren erfahren: „Ein spezielles Ausbildungsmodul wird angestrebt“, heißt es in dem Entwurf.
Angesichts der hohen Zahl an Gewalttaten gegen Lehrer veranstaltet der VBE am 11. Mai einen Delegiertentag zu dem Thema. Im Schuljahr 2012/13 hatte es laut Bildungsverwaltung rund 450 Übergriffe auf Schulpersonal gegeben.

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