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Gentrifizierung macht auch vor sozialen Einrichtungen keine Halt.

© Kitty Kleist-Heinrich

Gentrifizierung in Berlin: Leiterin einer Kita in Moabit: "Sie wollte die Fenster zumauern"

Auch soziale Einrichtungen werden im Zuge der Gentrifizierung verdrängt. Eine Kita in Moabit soll das hautnah erfahren haben.

Es gibt Begriffe, die fallen in einem bestimmten Kontext so gut wie immer. „Verdrängung“ ist so ein Wort, das in Zeiten steigender Mieten und Wohnungsnot allenthalben fällt, zumal in Ballungsgebieten wie Berlin. Gentrifizierung betrifft aber keineswegs nur private Mieter, sondern auch soziale Einrichtungen wie Kitas. Verdrängung hautnah haben nun die Erzieher und Kinder in einer Kita in Moabit erfahren müssen - so schildern es zumindest die Betroffenen.

Aus einem Besichtigungstermin wurde eine spontane Zwangsräumung

Der Vorfall ereignete sich ihrer Darstellung zufolge am vergangenen Freitag in den Kita-Räumen in der Stendaler Straße, als die Eigentümerin und Vermieterin auftauchte – angekündigt: „Sie kommt öfter, um Mietinteressenten die Räume zu zeigen“, sagt die Kita-Leiterin.

In diesem Fall soll die Vermieterin allerdings gleich mit Handwerkern angerückt sein. Daher mutierte aus Sicht der Kita-Leiterin der Besichtigungstermin zu einer spontanen Zwangsräumung. So ließ die Vermieterin der Darstellung der Kitaleiterin zufolge die gläserne Eingangstür aus den Angeln nehmen und wies ihre Begleiter an, diese zu zertrümmern. „Sie wollte auch noch die Fenster ausbauen und zumauern“, berichtet die Kitaleiterin, So weit kam es dann aber nicht. Die fünfzehn Kinder in der Kita bekamen alles mit. „Manche haben wirklich geweint“, schildert die Leiterin die Situation. Die Vermietern wollte sich auf Anfrage des Tagesspiegels nicht äußern.

Kita soll übergangsweise in Gemeindehaus unterkommen

Dem Vorfall vorausgegangen ist ein monatelanger Streit zwischen Kita und Eigentümerin, der ausgebrochen war, als die Vermieterin Ende 2015 überraschend den Mietvertrag gekündigt hatte. Ursprünglich sollte die Kita bereits Ende Februar raus, wegen eines offenbaren Formfehlers im Vertrag ist der Stichtag aber nun auf den 31. Mai verschoben. Die Eigentümerin wollte aber offenbar nicht so lange warten. Mit einer Räumungsklage macht sie zusätzlich Druck, der Kita-Träger geht dagegen an.

Die Verdrängung von Kitas ist keine neue Entwicklung. Von allein 15 Fällen in 2015 spricht der Dachverband der Berliner Kinder- und Schülerläden. In Moabit deutet sich derweil eine Lösung an: Ehe sie im September ihr neues Domizil bezieht, soll die Kita von kommender Woche an zunächst übergangsweise in einem Gemeindehaus in der Nähe unterkommen.

Daniel Godeck

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