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Berlin: Luft-Operation Phuket

Der Medevac-Airbus der Bundeswehr ist das beste Lazarettflugzeug der Welt.

Es gab schon Missionen für dieses Flugzeug, die sollten geheim bleiben. Vergangenes Jahr zum Beispiel, als in Mexiko der Bus eines großen deutschen Reiseunternehmens verunglückte: Zwei Tote und 33 teils schwer verletzte Urlauber flog der Airbus nach Deutschland zurück.

Rund 300 Mediziner aus der ganzen Bundesrepublik – Personal diverser Bundeswehrkrankenhäuser – gehören zum Pool, aus dem die Besatzung rekrutiert wird, wenn es irgendwo auf der Welt Notfälle gibt. Und nicht nur militärische – auch zivile, wie jenes Busunglück. Die „Mercur Assistance“, ein Dienstleister der Rückversicherer, hat es schon drei Mal gechartert, um verletzte Deutsche schnellstmöglich zurückzuholen; mehr als 300 000 Euro kostet das jedes Mal. Der Airbus flog beim Elbe-Hochwasser, um ein Krankenhaus zu evakuieren, er flog verletzte französische Soldaten aus Karachi aus und holte deutsche, nachdem in Kabul ein Bus beschossen worden war. Er brachte palästinensische Kinder in deutsche Krankenhäuser und Überlebende des Synagogen-Anschlags auf Djerba nach Hause –, und zwischen dem 28. Dezember und dem 4. Januar bargen die Ärzte insgesamt 116 Schwerverletzte aus dem Flutgebiet in Asien.

Darunter waren jene vier, die zurzeit in der Charité behandelt werden. Mit an Bord durften aber jedes Mal auch Kinder der verletzten Eltern – was eigentlich gegen die Regeln ist, weil die Sitzplätze gerade mal für zehn Mann Bordpersonal, drei Flugmediziner, zwei Anästhesisten, acht Rettungssanitäter und zwölf Pfleger reichen. Da hatten sich einige Stewardessen für Starts und Landungen noch mit ins Cockpit quetschen müssen, um Platz zu schaffen, heißt es. Aber wer verteilt in Katastrophen schon Sitzplatznummern.

Der Vater des Konzepts „Medevac-Airbus“ sitzt beim Lufttransportkommando in Münster: Oberstarzt Rüdiger Rohowsky, 59. Der kommt aus der zivilen Intensivmedizin und hatte schon Mitte der 90er von einem fliegenden Krankenhaus geträumt. Bis dato waren verletzte Soldaten in Frachtmaschinen und vier alten Boeings geflogen worden: je 88 Tragen und nicht viel mehr. Nach seinen Plänen hat die Werft 1998 dann den ersten Medevac-Airbus zusammengebastelt: vorne 38 Stockbetten für leichter Verletzte und hinten das Glanzstück: sechs Intensivplätze für je 140 000 Euro (siehe Grafik); keine andere Organisation weltweit hat ein ähnliches Flugzeug. Die Ärzte haben Ultraschall an Bord, ein Labor, Beatmungs- und Infusionsgeräte, EKGs und alle Arten von Notfallmedikamenten. Nicht ein Patient sei bisher gestorben, sagt Rüdiger Rohowsky.

Rund acht Millionen Euro ist einer seiner Flieger wert. Vier gibt es – sie müssen, bis auf einen, der immer in Bereitschaft steht, für Einsätze allerdings erst umgerüstet werden. Noch bis zum Wochenende war unklar, ob der Airbus nicht ein viertes Mal Richtung Flutgebiet hätte starten müssen. Aber nun wartet er wieder. rcf

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