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Kristin Brinker hat sich als Finanzexpertin der AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus einen Namen gemacht.

© imago images/Jens Jeske

Exklusiv

Machtkampf in Berliner AfD: Kristin Brinker kandidiert gegen Beatrix von Storch

Seit Monaten streitet die Berliner AfD in Fraktion wie Partei. Mit der Kandidatur von Kristin Brinker erreicht der Machtkampf seinen vorläufigen Höhepunkt.

Wenige Tage vor dem Landesparteitag der Berliner AfD steuert die Partei auf einen Machtkampf zu. Tagesspiegel-Informationen zufolge kandidiert Kristin Brinker, ehemalige Vizechefin der Abgeordnetenhausfraktion und deren haushaltspolitische Sprecherin, für die Wahl zur Landeschefin.

Brinker, die schon länger als entschiedene Kritikerin des Fraktionsvorsitzenden Georg Pazderski gilt, kandidiert damit gegen die stellvertretende Chefin der AfD im Bund, Beatrix von Storch, und eben Pazderski. Beide hatten in der vergangenen Woche erklärt, erneut für die Wahl zur Landesspitze der Partei antreten zu wollen.

Ziel des Duos ist es, ihren Erfolg aus dem Jahr 2016 zu wiederholen. Bereits damals kandidierten von Storch und Pazderski gemeinsam, setzten sich in einer von Manipulationsvorwürfen überschatteten Wahl durch und trennten sich Ende 2017 wieder. Im Anschluss daran führte Pazderski den Landesverband allein, ehe ihn der aktuell amtierenden Notvorsitzende Nicolaus Fest ablöste. Fest wiederum erklärte vor Kurzem, auf eine Neuwahl zu verzichten.

Eine erneute Wahl Pazderskis will Brinker verhindern. "Die AfD Berlin braucht kein Zurück ins Jahr 2016, sondern frischen Wind - frischen Wind für die AfD und frischen Wind für Berlin! Aus diesem Grund habe ich mich nach reiflicher Überlegung und nach Bitten vieler Mitglieder entschlossen, der AfD Berlin eine Alternative zu bieten", erklärt Brinker in einem Rundschreiben an die Mitglieder der AfD, das dem Tagesspiegel vorliegt und am Dienstag auf deren Facebook-Seite veröffentlicht wurde. Brinker kündigt an, auf dem am Wochenende im brandenburgischen Paaren/Glien geplanten Parteitag als Landeschefin zu kandidieren.

Pazderski wiederum, der neben dem Landesvorsitz außerdem für die Spitzenkandidatur seiner Partei bei der Abgeordnetenhauswahl kandidiert, erklärte zur Entscheidung Brinkers, diese mache sich "zur Marionette des ehemaligen Flügels. Der Landesverband steht damit vor einer Richtungsentscheidung: Unkalkulierbares Experiment oder Fortsetzung des bürgerlich-konservativen Berliner Kurses", erklärte Pazderski.

Tatsächlich kann Brinker auf die Unterstützung von Vertretern des zumindest offiziell aufgelösten Flügels der Partei, darunter deren ehemaligen Berliner Koordinator Thorsten Weiß, zählen. Brinker selbst wiederum zählt inhaltlich klar zu den gemäßigteren Kräften innerhalb der Berliner AfD.  

Heftiger Streit beschäftigt mehrere Gerichte

Mit der Kandidatur Brinkers erreicht ein seit Monaten schwelender Streit innerhalb der Berliner AfD seinen vorläufigen Höhepunkt. Ausgelöst wurde dieser durch ein Gutachten zu den Finanzen der Abgeordnetenhausfraktion. Im Ergebnis gerieten der aktuell auch im Landesverband für die Finanzen zuständige Frank-Christian Hansel, aber auch Pazderski schwer unter Druck. Es folgten fristlose Entlassungen und Manipulationsvorwürfe - unter anderem gegen Brinker.

Diese trat daraufhin von ihrem Stellvertreter-Posten im Fraktionsvorstand zurück. Der Streit beschäftigt aktuell mehrere Gerichte, es drohen hohe Zusatzkosten für die Fraktion. Zwischenzeitlich war gar von einer Spaltung der Fraktion die Rede und auch der Landesverband trennte sich de facto in zwei Lager.

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Mit der Kandidatur Brinkers dagegen dürften immer wieder aufkeimenden Gerüchte über eine mögliche Kandidatur des Bundestagsabgeordneten Gottfried Curio ein Ende finden. Curio, der bei den Mitgliedern der Partei sehr beliebt ist und dem im Fall einer Kandidatur großer Aussicht auf Erfolg bescheinigt wurden, ist Vorsitzender der AfD Steglitz-Zehlendorf. Brinker wiederum ist stellvertretende Vorsitzende des Bezirksverbandes, ihre Kandidatur wird dem Vernehmen nach von Curio unterstützt.

Innerhalb des Landesverbandes wiederum ist der Name Brinker bestens bekannt. Ehe Pazderski und von Storch 2016 den Landesvorsitz übernahmen, wurde der Verband von Günter Brinker, dem Ehemann von Kristin Brinker, geleitet. Der dem Lucke-Flügel innerhalb der AfD zugeordnete Brinker zog sich im Anschluss an die Niederlage aus offiziellen Ämtern und Funktionen zurück.

Kristin Brinker weist jede Verbindung zwischen ihrer Kandidatur mit dem Schicksal ihres Mannes vehement zurück.

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