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Mann in Bar in Berlin angeschossen: Angeklagte schweigen am ersten Tag des Prozesses wegen versuchten Mordes
In einer Bar in Wilmersdorf fallen Schüsse. Anwohner alarmieren die Polizei. Beamte finden einen Verletzten. Wurde er in eine Falle gelockt? Zwei Männer und eine Frau kommen nun vor Gericht.
Stand:
„Großer Bruder, ich muss sterben“, soll Mahsun D. gefleht haben. Mit einem Whiskyglas in der Hand habe Yüksel E. neben dem blutenden Mann gestanden, heißt es in der Anklage. Er habe die Hand des Verletzten weggedrückt und sei gegangen. Der 32-Jährige überlebte einen Schuss in den Oberschenkel nur knapp. Rund acht Monate später stehen E., ein 24-Jähriger und die 37-jährige Freundin von E. vor dem Berliner Landgericht. Zu den Vorwürfen schwiegen sie.
Die Anklage gegen die Männer lautet auf versuchten Mord. E. habe dem türkischen Landsmann vorgeworfen, für den Tod seines Bruders im März 2024 verantwortlich zu sein, so die Anklage. Auf den 44-Jährigen war unweit vom Checkpoint Charlie im Berliner Stadtzentrum geschossen worden. Mehrere Schüsse trafen ihn, er brach auf dem Gehweg zusammen.
Die Ermittlungen in dem Fall dauern an. Sie sollen auch in Richtung einer Fehde zwischen zwei türkisch-kurdischen Großfamilien gegangen sein. Ermittler wollten aber auch prüfen, ob die Tat am Checkpoint Charlie mit einer Schießerei im Februar 2020 vor dem nicht weit entfernten Tempodrom zusammenhängt, hieß es. Damals war ein 42-jähriger Türke erschossen worden, weitere Männer wurden verletzt.
Am 8. Dezember 2024 soll D. unter einem Vorwand in die Bar gelockt worden sein. Grundlos habe ihm E. vorgeworfen, er wollte ihn und seine Familie töten. Erst sei es zu einem Streit gekommen, dann habe E. vorgetäuscht, die Situation beruhigen zu wollen – „er umarmte D. und sprach von gemeinsamen Bekannten, um ihn in Sicherheit zu wiegen“, so die Anklage.
Der Frau wird vorgeworfen, für E. eine Faustfeuerwaffe verwahrt zu haben. Auf seine Anweisung hin habe sie die Waffe dem Angeklagten Oguzhan A. ausgehändigt. Er sei schließlich mit D., der in A. einen Freund gesehen habe, in Richtung Damentoilette gegangen. In Absprache mit E. habe A. abgedrückt. Durch einen von fünf Schüssen sei D. lebensgefährlich im Bereich des Oberschenkels getroffen worden. 18 weitere Prozesstage bis Ende November sind terminiert.
Die angeklagten Männer befinden sich seit Ende Dezember beziehungsweise Anfang Januar in Untersuchungshaft. Auch der 32-jährige Nebenkläger sitzt im Gefängnis – er wurde kürzlich wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz und Sachbeschädigung verurteilt. Er ist im aktuellen Prozess einer der wichtigsten Zeugen. Der Prozess geht am Donnerstag (31. Juli) weiter. (mit dpa)
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