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Berlin: Max Raabe trommelt für den Affen

Das Museum für Naturkunde wurde zur Patenbörse: Mehr als 2000 Besucher wollten Sponsoren werden. Bis September stehen 500 000 Exponate zur Auswahl

Was soll’s denn sein? Ein Dinosaurier, ein Stachelschwein oder lieber ein Schmetterling? Gestern Mittag startete offiziell die Patenschaftsaktion des Museums für Naturkunde in der Invalidenstraße. Mehr als 2000Besucher drängelten sich bei freiem Eintritt bis zum frühen Abend in den Ausstellungsräumen. Für ihre neuen Patenkinder hatten sie die Wahl zwischen gut 500 Exponaten aus allen Bereichen des Museums.

Der zehnjährige Niklas hat sich schnell entschieden: Er ist stolzer Pate einer Vogelspinne. „Die find ich knuddlig!“, sagt er über die Spezies Tier, die bei anderen Mitmenschen nur Ekel und Panik auslöst. Vor seiner Vogelspinne ist er allerdings auch sicher, denn die sitzt präpariert in einem Glaskasten. 50 Euro hat sein Vater Holger Obermann für den haarigen Spaß seines jüngsten Sohnes bezahlt. Das ist ein guter Preis, findet er. Enttäuscht sind die beiden jedoch etwas, weil sie ihre Spinne noch nicht gesehen haben. Niklas hat sie sich aus einem der Kataloge ausgewählt, die im Eingangsbereich des Museums ausliegen. Erst bei einer der späteren Führungen durch die hinteren Bereiche wird er sich sein Patenkind in natura ansehen können.

Darüber ärgert sich auch Zuzanna Krifka Dobes ein bisschen. Für ihre beiden Töchter Lydia (4) und Theresa (1) hat sie ein afrikanisches Schuppentier und einen Hundertfüßler für je 100 Euro erstanden. Die will sie den beiden jetzt auch zeigen – doch auch sie muss sich bis zu den Führungen gedulden. Die macht unter anderem Jason Dunlop. Er ist Mitarbeiter der Spinnenabteilung, also potenzieller Ansprechpartner für den Vogelspinnen-Vater Niklas. Bei ihm kosten Patenschaften zwischen 50 und 100 Euro.

Mit der Patenschaftsaktion will das Naturkundemuseum vor allem Berliner Bürger ansprechen – die sich in prominenter Gesellschaft wiederfinden: Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit eröffnete gestern Nachmittag offiziell die Aktion und ist selber bereits Pate für ein australisches Gürteltier, das er „Wowi“ taufte. Tagesthemen-Moderatorin Anne Will ist Saurier-Patin, und Max Raabe wurde Vater für den Gorilla „Bobby“. „Er ist ein sehr ruhiges Kind“, witzelt der Sänger. „Bobby“ habe er sich ausgesucht, weil der ihn einst dazu inspirierte, den 20er-Jahre-Hit „Mein Gorilla hat ’ne Villa im Zoo“ in sein Repertoire aufzunehmen. Diese drei Paten haben nichts für ihre Kinder bezahlt, dafür aber Unternehmer Hans Wall: Für 80 000 Euro übernahm er die Patenschaft für einen Archäopteryx.

Noch bis Ende September wird die Patenschaftsaktion laufen. „Erstmal sind 500 Exponate im Angebot“, sagt Cornelia Lotthammer, Fundraising-Koordinatorin der Humboldt-Universität, zu der das Museum gehört. Bei großer Nachfrage könne das Angebot jedoch auch immer wieder aufgestockt werden. „Wir haben genug für alle interessierten Berliner“, versichert Lotthammer. Bis zu 500000 Exponate könnten für Patenschaften zur Verfügung gestellt werden.

Eine Patenschaft kostet mindestens 15Euro. Dafür gibt es beispielsweise einen Bernstein. In Fünf-Euro-Schritten gehen die Preise dann nach oben: Für 40 Euro kann man Stachelschwein-Pate werden, für 100Euro bekommt man sogar einen Buckelwal. Der Brachiosaurus in der Eingangshalle des Museums ist allerdings nur für mehrere Millionen Euro zu haben.

Wer gerne Pate werden möchte, kann sich unter www.mein-museum.de ein Exponat aussuchen. Die Hotline mit der Rufnummer 2093 2093 ist ab Montag um 9.30 Uhr besetzt. Die Öffnungszeiten sind: Di bis Fr 9.30 bis 17 Uhr, Sa, So und feiertags 10 bis 18Uhr. Eintritt kostet 3,50 Euro, ermäßigt 2 Euro.

Aliki Nassoufis

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