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Mehr barrierefreie Wohnungen: Berliner SPD will die Bauordnung ändern

Mehr barrierefreie Wohnungen, Unterstellmöglichkeiten für Rollstühle, Rollatoren und auch Kinderwagen: Die SPD will ambitionierte Vorgaben machen.

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Die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus will den Anteil barrierefreier und barrierearmer Wohnungen in Berlin erhöhen. Ein entsprechender Antrag der Fraktion, der bereits im Januar beschlossen wurde, befindet sich derzeit in Abstimmung mit der CDU-Fraktion.

Demnach soll sich der Senat dafür einsetzen, dass bei Bestandswohnungen ein entsprechender Umbau gefördert wird, ohne dass Mieterinnen und Mieter verpflichtet werden, diesen nach Auszug zurückzubauen. Die Förderung barrierefreier Wohnungen im Rahmen der Sozialen Wohnraumförderung soll fortgesetzt werden. Bei den landeseigenen Wohnungsgesellschaften soll außerdem sichergestellt werden, dass es ausreichend Unterstellmöglichkeiten für Rollstühle, Rollatoren und auch Kinderwagen gibt.

Die wohnungspolitische Sprecherin der SPD, Sevim Aydin, kündigt außerdem an, mit der geplanten Novelle der Bauordnung auch den Anteil an barrierefreien Wohnungen im Neubau weiter zu erhöhen. „Im Wohnungsneubau sind wir in Berlin mit einem Anteil von 50 Prozent barrierefreier Wohnungen schon heute bundesweit Spitzenreiter“, sagte Aydin dem Tagesspiegel. Diesen wolle man weiter steigern. „Im Wohnungsbestand liegt der Schlüssel zu mehr Barrierefreiheit in der Förderung“, sagte Aydin.

Wie viele Menschen in Berlin genau auf barrierefreie und barrierearme Wohnungen angewiesen sind, ist nicht bekannt. Die AG Selbst aktiv der SPD, die sich für Barrierefreiheit einsetzt, schätzt, dass bis 2025 ein Bedarf von mindestens 116.000 barrierefreien Wohnungen besteht.

Bedarf nur schwer zu ermitteln

Auf den ersten Blick scheint Berlin diesem Bedarf gerecht zu werden. So gibt es laut Mikrozensus 2018 in Berlin rund 260.000 Wohnungen ohne Schwellen oder Bodenunebenheiten. Etwa über die Hälfte aller Wohnungen in Berlin hat ausreichend breite Türen und Flure. Allerdings sind barrierefreie Wohnungen nicht immer bedarfsgerecht verteilt. Auch für Menschen, die nicht darauf angewiesen sind, stellt Barrierefreiheit oft einen Komfort dar.

Wie schwierig das Verhältnis von Angebot und Bedarf zu ermitteln ist, zeigt sich auch am Beispiel der Rollstuhlfahrer:innen. Laut Mikrozensus 2018 sind nur etwas mehr als 20.000 Wohnungen in Berlin rollstuhlgerecht – haben also beispielsweise auch einen ebenerdigen Zugang zur Dusche. Dem stehen schätzungsweise 45.000 Rollstuhlfahrer:innen in Berlin gegenüber. Wie viele von diesen sich jedoch in stationären Pflegeeinrichtungen befinden, ist nicht bekannt.

Immerhin muss sich Berlin, anders als viele andere Regionen Deutschlands, wohl nicht auf einen drastischen Anstieg des Durchschnittsalters und den damit entsprechenden Anforderungen einstellen. Das Pestel-Institut, das sich unter anderem mit gesellschaftspolitischen Entwicklungen beschäftigt, schätzt, dass der Bedarf an seniorengerechten Wohnungen im Jahr 2050 bei 112.000 liegen wird – und damit nur unwesentlich höher als bislang.

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