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Schluss mit dem Ausfall. Eine Initiative fordert Unterrichtsgarantie und eine Personalausstattung der Schulen von 110 Prozent, um Puffer zu gewährleisten.

© Caroline Seidel/dpa

Mehr Lehrer gefordert: Volksbegehren gegen Unterrichtsausfall gestartet

In Berlin ist am Dienstag ein Volksbegehren gegen Unterrichtsausfall gestartet. Jedes Jahr werden rund zwei Millionen Stunden nicht regulär gegeben. Der Verein Bildet Berlin will das ändern.

Rund zwei Millionen Unterrichtsstunden werden in jedem Schuljahr nicht regulär gegeben: Sie fallen aus oder werden vertreten. Der Verein „Bildet Berlin – Initiative für Schulqualität“ will das nicht länger hinnehmen und startete am Dienstag ein Volksbegehren. Die Initiatoren wollen eine Unterrichtsgarantie und eine Lehrerausstattung von 110 Prozent im Schulgesetz verankern. Jede Schule soll so viele Lehrer haben, dass es einen Puffer von 10 Prozent für Vertretungsstunden gibt. Zudem sollen nur Fachlehrer unterrichten.

Für die erste Stufe des Volksbegehrens müssen in den nächsten sechs Monaten 20 000 Unterschriften zusammen kommen. Vereinsvorsitzender Florian Bublys ist zuversichtlich: „Wir haben in Berlin rund eine Million Eltern von Schul- und Kitakindern, die betrifft es alle.“ Eltern- und Schülervertreter unterstützen das Volksbegehren, ebenso Grüne und Piratenpartei.

„Das Thema kommt auf jedem Elternabend zur Sprache“, sagt Landeselternsprecher Norman Heise. „Ein Schulleiter hat Eltern sogar mal geraten: ’Dann suchen Sie doch Nachhilfe’, als Schüler wegen des vielen Ausfalls nicht mehr mitkamen.“ June Tomiak vom Landesschülerausschuss sagt: „Wir sind die Leidtragenden. Ich hatte mal drei Monate kein Mathe, sechs Monate kein Ethik.“ Jetzt hat sie es bald geschafft, sie macht Abitur.

Nach Angaben der Senatsverwaltung fallen nur rund zwei Prozent der Unterrichtsstunden ganz aus, acht Prozent gelten als vertreten. „Bildet Berlin“ sieht das anders und wirft dem Senat vor, das Ausmaß des tatsächlichen Ausfalls zu verschleiern. Auch wenn Klassen oder Teilungsgruppen zusammengelegt oder Schüler mit Aufgaben nach Hause geschickt würden, werde dies als Vertretung aufgeführt.

„Ich teile das Ziel einer guten Unterrichtsversorgung, allerdings nicht den Weg, den die Initiative einschlagen will“, sagt Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Wenn die Schulen mehr Personal als 100 Prozent zur Verfügung hätten, würden sie diese Lehrer für Teilungsstunden oder zusätzliche Kurse einsetzen. Wenn dann Lehrer krank würden, würde es auch zu Unterrichtsausfall kommen.

Eine 110-prozentige Ausstattung würde nach der Rechnung von „Bildet Berlin“ etwa 110 Millionen Euro kosten. Die Senatsbildungsverwaltung geht von 158 Millionen aus, bei einem Bedarf von 2260 zusätzlichen Lehrern.

Der Verein Bildet Berlin sucht jetzt Freiwillige, die beim Sammeln der Unterschriften helfen wollen, und lädt dazu am 27. Mai um 19 Uhr zu einem Treffen im Dathe-Gymnasium in Friedrichshain ein. Die Webseite zum Volksbegehren: http://volksbegehren-unterrichtsgarantie.de

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