Nalepastraße: Mehr Schein als Sein
Im Eingangsbereich des Turmes auf dem einstigen Gelände des DDR-Rundfunks wird gehämmert, geflext und gestrichen. Doch die rege Betriebsamkeit ist nur Fassade: Die Mieter kündigen, Investitionen laufen nur schleppend.
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Berlin - Immobilienentwickler Albert Ben-David zeigt stolz auf die verschiedenen Gewerke: Hier kommt das Foyer samt DDR-Museum hin, dort werden zwei Trabis ausgestellt. "Alles fertig bis Ende April", kündigt der Investor an. Doch die oberflächliche Pinselsanierung hört im Foyerbereich auf. Im langen Gang hinter dem Foyer passiert nichts. Wer in das Treppenhaus hinaufschaut, dem wird klar, dass die Sanierung nur soweit reicht, wie man auf den ersten Blick sieht. In der ersten Etage herrscht Stille. Auf Anfrage räumt Ben-David ein, er wolle mit dem Foyer Besucher und potentielle Mieter beeindrucken. Doch auf dem restlichen Gelände tut sich bis auf Aufräumarbeiten wenig.
"Bisher gab es nur einen kosmetischen Eingriff", moniert Klaus-Peter Beyer, Intendant des Babelsberger Filmorchesters, einer der Großmieter auf dem Gelände. In der Tat wurden Sträucher beschnitten, Beete geharkt und Müll abgeräumt. Doch das Gelände wirkt eher wie eine DDR-Geisterstadt als ein pulsierendes Medienzentrum. Mit Blick auf das Foyer sprechen manche Mieter von "Ben-Davids Potemkinschen Dorf".
Viele Gebäude stehen größtenteils leer. Ben-David redet von 65 Prozent Leerstand - eine eher optimistische Zahl, meinen Mieter. Die Frage ist, inwieweit Ben-David daran schuld ist. Als das Gelände versteigert wurde, erhielten die Bieter eine Mieterliste. Auf dieser Liste waren rund zwei Drittel der Mieteinkünfte gefälscht. "Darauf stand eine Reihe von Großmietern, die auf dem Gelände nicht zu finden waren", erzählt ein alteingesessener Mieter. Ben-David bestätigt das, wobei er sagt, lediglich die Mieter von 40 Prozent der angeblichen vermieteten Flächen "existierten nicht".
Ben-David räumt ein, dass er bisher rote Zahlen schreibt. Er will jedoch im Jahr 2008 einen Gewinn erwirtschaften. Dabei setzt er auf neue Großmieter. So bewirbt er sich um den neuen Standort für die Schauspielschule Ernst Busch. Dies passe in sein Konzept als Media-, Kultur- und Businesscenter. Aus Kreisen der Berliner Politik ist zu erfahren, dass Ben-David beim Senat wegen der Errichtung eines Spiel-Casinos angefragt hat, was wenig mit diesem Konzept zu tun hätte. Der Immobilienentwickler selbst will von einer solchen Anfrage nichts wissen.
Ben-Davids erklärte Strategie ist es, erst dann zu investieren, wenn er Mieter hat. Das könnte aber auch andere Gründe haben. Das hartnäckige Gerücht, dass er kein finanzierendes Geldinstitut finde, weist er strikt zurück. Er habe eine Bank, wolle jedoch keinen Namen nennen. Im Zusammenhang mit dem Rundfunkgelände in der Nalepastraße redet Ben-David viel von Visionen. Was ihm jedoch zu fehlen scheint, sind ein klares Konzept, Geld und Mieter. (Mathew D. Rose, ddp)
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