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Die zweite Generation des Audi Q3 ist größer, kantiger, muskulöser geworden.

© Audi AG

Der neue Audi Q3: Mein SUV, der hat acht Ecken

Klare Kante: In der zweiten Generation bietet der Audi Q3 mehr Raum, mehr Variabilität, mehr digitale Technik - und er liebäugelt mit der Oberklasse.

Autos und Whirlpools haben in der Regel nicht viel gemeinsam, doch es gibt Ausnahmen. So etwa der neue Audi Q3 und das Sprudelbecken im Garten des Hotels „My Arbor“ in St. Andrä, Bozen, für drei Wochen Mittelpunkt der Rundfahrten, zu denen die Ingolstädter Autobauer Motorjournalisten aus aller Welt zur Präsentation ihres neuen Produkts eingeladen hatten. Zu dessen herausgestellten Details gehörte auch das optionale Ambiente-Licht, durch das sich der Innenraum bei Nacht in 30 Farben dezent illuminieren lässt, von behaglichem Rot bis zu verträumtem Blau. Ein ähnlicher Effekt war überraschenderweise beim nächtlichen Blick vom Balkon im Whirlpool zu bewundern: Verlockend leuchtete das Wasser in allen Farben des Regenbogens auf – bei stetem Wechsel, was der Q3 auch in seiner aktuellen, der zweiten Generation noch nicht beherrscht.

Behaglichkeit im Schmuselicht

Nun ist solch ein Schmuselicht kein neues Alleinstellungsmerkmal dieses SUV, von dem seit der Markteinführung 2011 immerhin 1,1 Millionen Exemplare verkauft wurden. Derart luxuriöse, offenbar im Trend liegende Behaglichkeit bei Nacht lässt sich etwa auch im Audi A6 oder im Touareg von VW haben – wenngleich man sich im Falle des Q3 schon fragen darf, ob das Kuschelambiente nicht in einem gewissen Widerspruch steht zu dem ansonsten deutlichen Bemühen, maskulin aufzutrumpfen, klare Kante zu zeigen, nach dem Motto: Mein SUV, der hat acht Ecken.

Achteckiger Kühlergrill, Scheinwerfer, die an Faustkeile erinnern - der Audi Q3 trumpft optisch auf.
Achteckiger Kühlergrill, Scheinwerfer, die an Faustkeile erinnern - der Audi Q3 trumpft optisch auf.

© Audi AG

Der erste Q3 kam noch mit sechseckigem Kühlergrill aus, doch bei den neuen SUVs setzt Audi ganz aufs Oktagon, betont durch einen breiten, mittels vertikaler Stege strukturierten Chromrahmen, was nun, wählt man diese ebenfalls in Chrom, ein wenig so wirkt, als fletsche das Auto permanent die Zähne. Dazu würden die treuherzigen Kulleraugen früherer Scheinwerfergenerationen nun wirklich nicht mehr passen, die aktuellen nähern sich – wie auch die Rücklichter – der aggressiv wirkenden Form von Faustkeilen an, zu haben in drei LED-Varianten, wobei die Top-Version fürs Abblendlicht allein neun LEDs und fürs Fernlicht noch einmal zehn weitere in sich vereinigt. Klar, dass da auch die darunter liegenden Lufteinlässe winkelreich designt werden mussten, diesmal als eine Art Trapez. Geometriefreunde werden an dem Wagen ihre helle Freude haben.

Mehr Bizeps über den Radkästen

Der Q3 hat eben schon optisch aufgemuskelt, betont den SUV-Charakter, wo er nur kann, und sei es durch eine Bizeps-Andeutung über den Radkästen, wodurch der Wagen breiter wirkt, als er eigentlich ist. Hier hat er nur knapp zwei Zentimeter zugelegt, in der Länge immerhin 9,6 Zentimeter, dennoch wirkt er in den Maßen weiterhin moderat und ausgesprochen familien- und alltagstauglich, ist kein raumgreifendes Dickschiff, das den Fahrer in permanenter Sorge verharren lässt, wie lange er wohl diesmal nach einem Parkplatz von angemessener Größe fahnden muss.

Die Form der Rücklichter entspricht dem Faustkeil-Look der Scheinwerfer.
Die Form der Rücklichter entspricht dem Faustkeil-Look der Scheinwerfer.

© Audi AG

Dabei hat der Innenraum auch dank gestrecktem Radstand an Größe und damit Bequemlichkeit gewonnen, ist durch die um 15 Zentimeter verschiebbare Rückbank zudem erfreulich variabel. Hübsch anzusehen ist er außerdem. Das Oktagon des Kühlergrills findet sich hier erneut, ein breitgezogenes, chromumrahmtes Achteck umfasst die digitale Instrumententafel und das um zehn Grad zum Fahrer geneigte Touchscreen für Navigation und Unterhaltung. Ob dies nun als der Höhepunkt des Designs anzusehen ist oder doch als etwas aufdringliches Zuviel des Guten, ist sicher Geschmackssache. Wie auch die optionalen Alcantara-Applikationen oberhalb der Bordinstrumente und an den Armauflagen der Türen, die mit dem vielen Chrom und Aluminium drum herum in einen optisch-haptischen Wettstreit treten, den einen über so viel tollen Stil aufjauchzen lassen, während der andere sich vielleicht sorgt, ob diese wildlederartigen Flächen nicht sehr bald schmuddelig wirken. Die Audi-Experten freilich versichern: Alcantara ist pflegeleicht.

Sitzen wie in der Oberklasse

Man kann wohl den Einsatz dieses im Automobilbau keineswegs einmaligen, doch seltenen Microfaserstoffs als kleines Indiz für Audis Bestreben nehmen, den Q3 der Oberklasse anzunähern. Ihr entstammen bereits diverse Ausstattungsdetails, von den Sitzen bis zu den vor dem Fahrer ausgebreiteten – teils serienmäßigen, teils mehrstufig optionalen – Anzeige- und Bedienelementen, letztere nun bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr zum Drehen oder Drücken, man muss sie nur noch berühren.

Alcantara gefällig? Der Innenraum des Audi Q3 wirkt luxuriös, wie den Kühlergrill fasst auch hier ein Oktagon-Rahmen Instrumententafel und Touchscreen ein.
Alcantara gefällig? Der Innenraum des Audi Q3 wirkt luxuriös, wie den Kühlergrill fasst auch hier ein Oktagon-Rahmen Instrumententafel und Touchscreen ein.

© Audi AG

Bei so viel Raffinesse im Fahrzeugbau ist es natürlich besonders ärgerlich, wenn man durch Unachtsamkeit irgendwas kaputt macht oder beschädigt, und sei es eine der Leichtmetallfelgen durch zu nahes Rangieren am Bordstein. Mit den vier die Umgebung überwachenden Kameras, die sogar die virtuelle Sicht von oben aufs Auto wie auch einen Detailblick auf Vorder- und Hinterräder zulassen, sollte das ausgeschlossen sein, vom ebenfalls optionalen Parkassistenten ganz zu schweigen. Andere Systeme warnen vor kritischen Situationen mit Fußgängern, Radfahrern oder anderen Fahrzeugen, bremsen zur Not selbst. Wie der Spurwechselwarner, der mit Warn-LEDs an den Außenspiegeln den toten Winkel absichert oder schnell von hinten heranrauschende Fahrzeuge anzeigt, sind sie Standard. Den von Audi als „Highlight“ angepriesenen „Adaptiven Fahrassistenten“, der Geschwindigkeits-, Stau- und Spurhalteassistent kombiniert, gibt es dagegen, wie vieles andere, nur mit Aufpreis bei den Motorisierungen mit der Sieben-Gang-Automatic.

Im Offroad-Modus durch leichtes Gelände

Drei Benziner und ein Diesel stehen anfangs zur Verfügung, ein weiterer Diesel soll bald nach der im November vorgesehenen Markteinführung folgen. Zum Muskelspiel des Designs passt der 45 TFSI mit seinen 230 PS sicher am besten, während der 35 TFSI mit nur 150 PS von 0 auf 100 ganze drei Sekunden länger braucht. Allrad ist bei allen Zwei-Liter-Maschinen Serie, optional dagegen die „Progressivlenkung“, die wildes Kurbeln beim Rangieren oder in engen Kurven überflüssig macht: Je weiter man einlenkt, desto direkter wird die Übersetzung. Ebenso nur gegen Aufpreis ist das Fahrdynamiksystem „Audi drive select“ zu haben, durch das sich Motor, Servolenkung, Automatikgetriebe und Dämpferregelung in sechs Varianten beeinflussen lassen. Sogar einen Offroad-Modus gibt es, den man noch durch den ebenfalls optionalen Bergabfahrassistenten unterstützen kann. Bei 14 Zentimeter Bodenfreiheit reicht das, wie Audi vorsorglich wissen lässt, für „leichtes Gelände“. Sofern man mit seinem schicken Familien-SUV denn unbedingt dorthin muss.

Technische Daten
Abmessungen: 4,49 m (L), 1,85 m (B), 1,59 m (H)
Gepäckraumvolumen: variabel von 530 bis 1525 Liter
Antrieb: 35 TFSI, 150 PS, max. Drehmoment 250 Nm, Höchstgeschwindigkeit 207 km/, von 0 auf 100 in 9,2 Sekunden, Frontantrieb; 40 TFSI, 190 PS, 320 Nm, 220 km/h, 7,4 Sekunden, Allrad; 45 TFSI, 230 PS, 350 Nm, 233 km/h, 6,3 Sekunden, Allrad; 35 TDI, 150 PS,340 Nm, 211 km/h, 9,3/9,2 Sekunden, Allrad/Frontantrieb
Preis: ab 33.500 Euro

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