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Um die CSU steht es bei der Bayernwahl schlecht.

© Sven Hoppe/dpa/AFP

Glosse zur Landtagswahl: "Mia san mia" kann kein Bayer mehr hören

Der Freistaat wählt - und ganz Deutschland fiebert mit. Unsere Autorin blickt aus Berliner Sicht auf ihre Heimat.

Von Sabine Beikler

Kein Bayer, keine Bayerin kann den Satz „Mia san mia“ mehr hören. Es gibt zurzeit keinen Grund, auf das bayerische Lebensgefühl „Wir sind wir“ stolz zu sein. Der Nationalstolz, der trotz jahrzehntelanger Diaspora in Berlin nicht verloren gegangen ist, ist durch das Larifari der CSU-Granden Seehofer und Söder dann doch empfindlich angeknackst. Die Politik in Bayern ist ein Scherbenhaufen. In solch trostlosen Augenblicken hilft nur noch Karl Valentin: Jedes Ding hat drei Seiten. Eine positive, eine negative und eine komische.

Genau vor zehn Jahren war ein glückloses Polit-Tandem in Bayern am Werk: Ministerpräsident und Spitzenkandidat Günther Beckstein und Parteichef Erwin Huber. 2008 verlor die CSU mit 43,4 Prozent nach 46 Jahren ihre Alleinherrschaft. Der Franke Beckstein und der Niederbayer Huber traten ab, die CSU beendete ihre Zeit als Hegemonialpartei.

Wie im Intrigantenstadl

Dann wurde Horst Seehofer, Oberbayer aus Ingolstadt, zehn Jahre lang Landesvater. Jetzt ist es wieder ein Franke, Markus Söder. Ohne weiß-blauen Proporz geht es in der CSU nicht: Alle Schwaben, Ober-, Niederbayern, Oberpfälzer und Franken wollen bei der Ämtervergabe berücksichtigt werden. Das kann die Bayerin in Berlin immer gut erkennen, wenn sie in die bayerische Landesvertretung geht. Dort geben sich die Vertreter der bajuwarischen Stämme gern die Ehre. Und alle sind damit in Berlin recht zufrieden.

In der CSU derweil geht es seit Jahren wie im Intrigantenstadl zu: Machtkämpfe, Merkel-Bashing und ein Zickzack-Kurs gegenüber der AfD. In keiner bayerischen Großstadt hat die AfD bei der Bundestagswahl 2017 übrigens so viele Stimmen geholt wie in Seehofers Heimatstadt Ingolstadt: 15,3 Prozent. Jetzt ist Seehofer Innenminister in Berlin. Und Söder gibt Berlin die Schuld an der ganzen Misere. Er sagt jetzt nicht mehr Asyltourismus, er sagt eigentlich gar nichts mehr über Flüchtlinge. Das gefällt den Bayern weder in Bayern noch in Berlin, weil es so durchschaubar ist. Der Bayer lässt sich kein X für ein U vormachen und wird sein Kreuz da machen, wo er es für richtig hält. Und das schaut für die CSU richtig schlecht aus.

Jetzt kommt das Komische: Edmund Stoiber ist wieder da. Der CSU-Ehrenvorsitzende gibt die Schuld an den miesen Umfragewerten den Zugereisten. Eine „einzigartige Wanderungsbewegung“ von einer Million Menschen aus Rest-Deutschland in den Freistaat habe es in den vergangenen Jahren gegeben. Sagt Stoiber. Aber nicht jeder von denen könne halt wissen, welch großen Anteil die CSU am Erfolg von Bayern gehabt habe. Jetzt könnte die CSU nach der Wahl auf die Idee kommen, diese Zugereisten über die Transitzentren in ihre sicheren Herkunftsländer nach Hamburg, Hessen oder Berlin zurückzuführen. Das würde dem Karl Valentin gut gefallen.

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