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Hallen des Großmarkt-Berlin am Westhafen.

© Doris Spiekermann-Klaas TSP

Mietstopp am Großmarkt gefordert: Händler verlangen vom Berliner Senat Verzicht auf Mieterhöhungen

In Moabit sehen sich Großhändler durch Kostensteigerungen für Energie, Transport und Personal unter Druck. Auch über eine Sanierung wird gestritten.

Händler auf dem Berliner Großmarkt fordern angesichts der ohnehin schon hohen Kostensteigerungen einen Verzicht auf geplante Mieterhöhungen des Senats. „Das geht einfach nicht“, sagte Nils Doerwald, Vorstand des Berliner Fruchthofs, der größter Mieter am Standort ist.

Über die Händler-Vertretung Beusselmarkt vertritt er auch die Interessen der anderen Mieter, darunter des Fleisch- und dem Blumengroßmarkts. Das Gelände gehört der landeseigenen Berliner Großmarkt Gesellschaft (BGM).

Die Senatsverwaltung für Wirtschaft bestätigte auf Anfrage eine geplante Mieterhöhung. „Es trifft zu, dass die Berliner Großmarkt GmbH im kommenden Jahr beabsichtigt, die dreijährige Aussetzung der in den bestehenden Mietverträgen vereinbarten Mieterhöhungen zu beenden“, teilte ein Sprecher mit.

In Härtefällen halten wir ein ähnliches Vorgehen wie in der Pandemie für möglich.

Sprecher der Senatsverwaltung für Wirtschaft zu Nachlässen bei der Miete

Allerdings halte die Gesellschaft „in Härtefällen ein ähnliches Vorgehen wie in der Pandemie für möglich“, hieß es weiter, also Stundungen und Nachlässe „bei entsprechenden betriebswirtschaftlichen Nachweisen“.

Die Händler seien bereits schwer belastet durch die allgemeinen Kostensteigerungen, betonte Händler-Vertreter Doerwald. Die Transportkosten gingen ebenso hoch wie die für Personal, Energie und Verpackung. Drohende Mietsteigerungen seien da kaum verkraftbar.

Auf dem Großmarkt decken sich am frühen Morgen unter anderem Restaurants, Krankenhäuser, Wochenmarkt-Händler, aber auch kleinere Supermärkte mit Ware für den anbrechenden Tag ein. Größter Mieter der landeseigenen BGM ist der Berliner Fruchthof, ein als Genossenschaft organisierter Import-Großmarkt.

Kürbisse im Großmarkt Berlin.
Kürbisse im Großmarkt Berlin.

© Doris Spiekermann-Klaas TSP

Auf dem Fruchthof verkaufen nicht die Erzeuger selbst, sondern Zwischenhändler. Die Ware kaufen sie unter anderem bei Produzenten in Deutschland ein, meist aber in weit entfernten Ländern, wo Bananen, Kiwis oder Mangos wachsen.

Am Markt-Standort im Nordwesten Moabits gibt es neben dem Fruchthof auch einen Fleisch- und einen Blumengroßhandel. Die Berliner Tafel sitzt ebenfalls hier. Der Großmarkt, 1965 von Mariendorf nach Moabit gezogen, ist in die Jahre gekommen.

Umzug nach Tegel ins Spiel gebracht

Leitungen, Fenster, Dämmungen, Heizsysteme – „die Gebäude müssten alle dringend saniert werden“, sagte Händler-Vertreter Doerwald. „Doch wie wollen Sie so eine Sanierung bei laufendem Betrieb machen?“ 

Wenn der Eigentümer ein gutes Konzept vorschlage, wolle sich dem niemand verschließen, betonte Doerwald. Eigentlich aber bevorzugt die Mieter-Gemeinschaft einen neuen Standort. Innenstadtnah müsste auch der sein.

Doerwald bringt etwa Flächen auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel ins Spiel, wo die sogenannte Urban-Tech-Republic entstehen soll. „Der Großmarkt hatte immer schon eine Nähe zu innovativen Start-ups“, sagte er. Unter anderem der Kochboxenversender Hello Fresh habe seine Wurzeln am Standort in Moabit.

Doch einen Umzug lehnt der Berliner Senat bislang ab. Ein solcher erscheine „nicht wirtschaftlich und ist nicht geplant“, teilte die Wirtschaftssenatsverwaltung auf Anfrage mit. Stattdessen sei im vergangenen Jahr ein Auftrag für die Planung „zum Zwecke der Modernisierung des Großmarktes“ vergeben worden.

Es werde zudem eine Verbindungsstraße zum benachbarten Westhafen geben, „welche logistische Vorteile bei der Nutzung beider Liegenschaften bietet“, hieß es. (dpa)

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