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"Cats"-Musical: Miezen von der Müllkippe

In 30 Jahren hat das Musical „Cats“ über 50 Millionen Zuschauer angezogen. Ab Freitag sind Ohrwürmer wie "Memory" wieder in Berlin zu hören.

Eine Müllkippe, ein Haufen räudiger Katzen, die um die Wette jaulen, ein fahler Vollmond und dazu auch noch MuschiMystik vom nächsten Katzenleben. Schon ziemlich erstaunlich, dass das Musical „Cats“, das im Frühling 1981 Uraufführung im Londoner Westend feierte, so ein Langläufer wurde. Okay, in den Siebzigern und Achtzigern wird eigentlich jeder Stoff, den Musicalkönig Andrew Lloyd Webber anfasst, ein Publikumshit. Und dieser basiert sogar auf T. S. Eliots Gedichtband „Old Possum’s Book of Practical Cats“, außerdem führt der große Trevor Nunn Regie. 30 Jahre und 50 Millionen Zuschauer später ist „Cats“ eins der erfolgreichsten Musicals überhaupt und ab Freitag mal wieder in Berlin zu sehen – als deutschsprachige Tourneeproduktion in einem Zelt am Hauptbahnhof.

Schirmherr ist Peter Weck. Der ist inzwischen 80 Jahre alt und war in 55 Jahren Bühnenkarriere nicht nur Regisseur, Kinoheld, Burgschauspieler und Fernsehstar in der Serie „Ich heirate eine Familie“, sondern auch Intendant der Vereinigten Bühnen Wien. Er brachte 1983 „Cats“ als deutschsprachige Erstaufführung am Theater Wien mit Talenten wie Angelika Milster und Ute Lemper heraus und trägt damit die Schuld am deutschsprachigen Siegeszug der mondsüchtigen Miezen.

Damit könne er gut leben, sagt Weck in seinem Haus in Hietzing, 13. Wiener Bezirk, nach einem herzigen „Grüß Gott!“ am Telefon. Gerade ist er zurück aus Australien, von einem „Traumschiff“-Dreh. „Ich hab’ mich nach unzähligen Absagen doch vom Rademann verführen lassen.“ Der Traumschiff-Produzent sei halt so ein lieber Kerl. Und dann ist Peter Weck wieder beim Katzenmusical und erzählt charmant, wie es ihm nach etlichen Abfuhren schließlich durchs Überreden der Ehefrau des sowjetischen Außenministers Schewardnadse doch gelungen ist, „Cats“ sogar durch den Eisernen Vorhang zu bringen, wo die Show 1987 in Ost-Berlin und 1988 in Moskau aufgeführt wurde.

Gerade weil ihn das Genre Musical eigentlich nicht mehr so interessiert, hat er nach der Einladung, für „Cats“ gewissermaßen als Jubiläumsbotschafter zu fungieren, erst mal die Qualität geprüft. Da sehe man ja manchmal schlimme Sachen, seufzt Peter Weck, und Lloyd Webbers große Zeit sei eigentlich vorbei. Aber diese, im Dezember in Hamburg angelaufene Show sei ausgezeichnet, sagt Weck, so gut wie identisch mit der Londoner Uraufführung. „Und die hat mich direkt in den Bauch getroffen.“

Nicht wegen der Fantasiegeschichte vom Ball der Charakterkatzen und -kater, an dessen Ende einer von ihnen ein neues Leben erhält. Und nicht wegen des Ohrwurms „Memory“. Sondern wegen der perfekten Verzahnung des Singens, Spielens und Tanzens – wie aus einem Guss. „Das war ein neuer Musicaltyp, nahezu bahnbrechend.“ Auf seine Art sei „Cats“ einzigartig geblieben, sagt Weck, der über Musicalklone neuen Typus, die nicht mal mehr komponiert, sondern nur aus Pophits und einer banalen Geschichte zusammengebastelt werden, daheim in Hietzing ziemlich lachen muss. „Die Leute sind heiß aufs Mitklatschen, sollen sie, aber ich bin manchmal schon erschüttert, womit sich das Publikum oft so zufrieden gibt.“

Zur Berliner Premiere der Fell-Oper kann Peter Weck im Gegensatz zur Hamburger „leider Gottes“ nicht kommen, wie er mit angemessenem Schmäh bedauert. Da ist er gerade mit seinem Erinnerungsbuch „War’s das?“ auf Lesereise in Lübeck. Im Januar hat er es auch in Berlin im Schlosspark-Theater vorgestellt. „War ausverkauft“, sagt er so nebenbei. Was sonst.

Theaterzelt am Hauptbahnhof, 11. März bis 24. April, Karten ab 24,90 Euro unter der Tagesspiegel-Ticket-Telefon 29021 – 521 (geschaltet von 7.30 Uhr bis 20 Uhr).

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