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Berlin: Millionenspiel um das Tempodrom: Der Senat erhöht den Einsatz

Entscheidung über neuen Zuschuss auf nächste Woche verschoben / Strieder: „Das Teuerste wäre die Insolvenz“/Die Stiftung verhandelt mit vier Investoren

Der Senat sucht einen neuen Träger für das Tempodrom. Die Stiftung werde möglicherweise „in neue Hände übertragen“, sagte Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) am Dienstag. Außerdem soll SPD-Finanzsenator Thilo Sarrazin ein Sanierungskonzept entwickeln. Der Beschluss über eventuelle neue Zuschüsse wurde dagegen auf die kommende Woche vertagt.

„Wir verhandeln mit vier Interessenten“, bestätigte der Vorsitzende des Tempodrom-Stiftungsrats, Torsten Griess-Nega. Es handele sich um „strategische Investoren“, die alle „im weitesten Sinne im Kulturbereich tätig“ und finanzstark seien. Die Gespräche stünden noch am Anfang. Bei einer Einigung würde der Stiftungsrat voraussichtlich weiter bestehen, aber mehrheitlich vom neuen Träger besetzt werden. Die Tempodrom-Gründerin Irene Moessinger soll auf jeden Fall weiterhin den Veranstaltungsbetrieb leiten, sagte Griess-Nega.

Ähnlich äußerte sich auch Strieder. „Das Teuerste wäre die plötzliche Insolvenz“, sagte der Senator. Dann müsste das Land Berlin eine Bürgschaft in Höhe von zehn Millionen Euro bezahlen, die für den Neubau gewährt worden war. Es bestehe auch die Gefahr, dass „wir Geld nachschießen und die Bürgschaft später trotzdem fällig wird“. Wie berichtet, hatte der Berliner Rechnungshof die Insolvenz empfohlen. Im Gespräch ist aber auch eine Finanzspritze fast in Millionenhöhe. Bereits in den vergangenen eineinhalb Jahren hatte der Senat rund 4,8 Millionen Euro zugeschossen. Öffentliches Geld hatte zuvor auch maßgeblich zur Finanzierung des Neubaus beigetragen. Dessen Kosten fielen mit etwa 30 Millionen Euro doppelt so hoch aus wie ursprünglich geplant. Während ein Rechnungshofbericht die größten Verluste der Gastronomie und dem Catering zuschreibt, haben die Probleme laut Strieder „nichts mit laufenden Einnahmen zu tun“. Es gehe um Spätfolgen der rasant angestiegenen Baukosten, darunter Zinsen für „hohe Kredite“. Zwar habe es in der Gastronomie anfangs durchaus „ungünstige“ Pachtverträge gegeben, doch habe der im Jahr 2000 ausgewechselte Stiftungsrat inzwischen höhere Pachtsummen ausgehandelt.

In anderen Berliner Spielstätten wird gerätselt, was im Tempodrom falsch läuft. Holger Klotzbach von der „Bar jeder Vernunft“ spricht von einem „erstklassigen Standort“. Ein Problem könne die Größe des Tempodroms sein. Der Bau sei ein „Zwitter“ – zwischen Kleinkunstbühne und Arena für Großveranstaltungen.

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