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Sexuelle Gewalt in der Schule: Missbrauchsopfer sollen ihre Geschichte erzählen
Viele Erwachsene sind als Kinder im Bereich Schule missbraucht worden. Jetzt sollen sie sich für eine wissenschaftliche Aufarbeitung melden.
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Der Mann trägt eine Schiebermütze und einen blauen Pullover. Auf den Rücken hat er sich einen Schulranzen mit einem netten Aufnäher geschnallt. Das Motiv der Aufnähers: Ein Kind spielt Fußball. Man kann es gut sehen, weil der Mann von hinten fotografiert ist. Aus gutem Grund: Er soll ein Missbrauchsopfer symbolisieren, eines, das in seiner Kindheit im Bereich Schule Leid erfahren hat.
Das Foto des Mannes ist Teil eines Flyers, zum Bild stehen die Sätze: „Werden Sie los, was Sie nicht loslässt – Waren Sie in Ihrer Kindheit oder Jugend sexueller Gewalt in der Schule ausgesetzt? Erzählen Sie uns von Ihren Erfahrungen.“
„Uns“, das sind die Mitglieder der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs. Sie untersucht auch Missbrauch im Bereich Schule.
Am Mittwoch hat die Kommission einen öffentlichen Aufruf gestartet. Erwachsene Betroffene des Missbrauchs sowie Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sollen sich melden und von ihren Erfahrungen berichten. Aber auch Menschen, die im Umfeld der Betroffenen gelebt haben die von dem Missbrauch etwas mitbekommen haben, sollen anrufen.
"Persönliche Geschichten haben eine besondere Kraft"
Unter der Telefonnummer 0800-4030040 kann man (anonym und kostenfrei) seine Erfahrungen mitteilen. Die Kommission arbeitet eng mit Johannes-Wilhelm Rörig, dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, zusammen.
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Sabine Andresen, die Vorsitzende der Kommission, erklärte bei der Vorstellung des Projekts, „dass die persönlichen Geschichten von Betroffenen eine besondere Kraft haben“. Sie bildeten die Grundlage der Arbeit der Kommission.

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„Durch sie können wir erfahren, was von sexueller Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche an ihrer Schule erlebt haben. Aber auch Zeitzeugen sind wichtig, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie mit Grenzverletzung und sexueller Gewalt im Kontext Schule umgegangen wurde."
Mit dem Bereich Schule setzt die Kommission einen neuen Schwerpunkt
Die Schule sei ein zentraler Ort für alle Kinder und Jugendlichen. Darum setze die Kommission mit ihrer Arbeit hier einen neuen Schwerpunkt. „Sie will untersuchen, welche Bedingungen den Missbrauch an Schulen ermöglicht haben, welche Strukturen und Haltungen dazu beigetragen haben, dass Gewalt verschwiegen und die Aufklärung verhindert wurde“, sagte Andresen. „Sie möchte auch herausfinden, auf welche Art und Weise betroffenen Kindern geholfen wurde und woran Hilfe gescheitert ist.“
Die zentralen Elemente der Aufrufkampagne sind ein Spot und insgesamt sechs Fotomotive. Immer trägt der Protagonist oder die Protagonistin einen Schulranzen, als Symbol für die in einer Kindheit erlebte sexuelle Gewalt. Eine Erfahrung, die bis weit ins Erwachsenenalter hineinwirken kann. Der Spot und die Motive werden auf der Internetseite der Kommission (www.aufarbeitungskommission.de), im Fernsehen, auf Social Media, in Tageszeitungen und im öffentlichen Raum zu sehen sein.
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