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Flüchtlinge warten in einem Zelt am Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) in Berlin.

© Kay Nietfeld/ dpa

Flüchtlinge vorm Lageso in Berlin: Mit Hilfe von Herbert Grönemeyer und McKinsey

Das Lageso will die neue Warteschlange auflösen, und dafür soll sich McKinsey etwas einfallen lassen. Heute sind 50 Flüchtlinge über eine Absperrung geklettert. Herbert Grönemeyer sorgt dafür, dass niemand friert.

Der Senat und das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) wollen die schon nachts startenden Warteschlangen der erstregistrierten Flüchtlinge vor dem Lageso in Moabit auflösen – und haben erneut die Unternehmensberatung McKinsey beauftragt, sich etwas einfallen zu lassen.

Die neueste Idee: Besonders lange, also seit Mitte November tagtäglich vergebens auf Vorsprache beim Sachbearbeiter wartende Flüchtlinge werden seit Mittwoch am Haus A vorgezogen – und in einem Wartezelt davor mit einem blauen Handgelenkband markiert. Den anderen Terminkunden, die „erst“ seit Dezember jeden Tag und jede Nacht in der Kälte stehen, soll in ihrer Landessprache vermittelt werden, dass sie erst im Januar wiederkommen sollen.

50 Flüchtlinge kletterten über ein Gitter

Ob die neueste McKinsey-Idee klappt? Am gestrigen Dienstagmorgen sind jedenfalls rund 50 offensichtlich frustrierte Flüchtlinge mit einem Termin beim Lageso, die auch endlich an die Reihe kommen wollten, über Absperrgitter geklettert und in den sogenannten Sicherheitsbereich vor dem Haus A eingedrungen.

100 andere Wartende haben sie laut Polizei dabei unterstützt. Ins Gebäude selbst konnten die Flüchtlinge nach Auskunft der Senatssozialverwaltung nicht gelangen – Haus A ist nach Angaben eines Sprechers mit einem Chipkartenschloss gesondert gesichert.

Polizei und Sicherheitskräfte lösten die Situation friedlich im Gespräch. „Wir wollen Terminkunden vermitteln, dass das nächtliche Anstehen künftig keine Rolle mehr dabei spielt, wann sie dran kommen“, sagte Sozialverwaltungssprecherin Monika Hebbinghaus.

Grönemeyer zahlt zwei Busse

Seit Montag seien jetzt jede Nacht zwei ehrenamtliche Dolmetscher vom Deutsch-Arabischen Zentrum im Einsatz, um den Flüchtlingen die neue Rangfolge der Wartenden übers blaue Armbändchen zu erläutern. Ob die Flüchtlinge dem neuen Verfahren vertrauen, wird sich wohl erst zeigen.

Das Bedürfnis, endlich die Papiere vollständig abgeben zu können, ist nach der langen Fluchtgeschichte groß. Nach dem Warten auf Erstregistrierung und nun die Folgeleistungen folgt dann ja noch das wochenlange Warten, bis man überhaupt den Asylantrag stellen kann.

Unterdessen stehen jetzt drei Wärmebusse vorm Lageso auf der Turmstraße in Moabit. Zwei waren schon länger dank eines Sponsors und über „Moabit hilft“ bereitgestellt. Jetzt zahlt der Sänger Herbert Grönemeyer aus Betroffenheit zwei der drei Busse. Auch die zwei weißen Vorregistrierzelte, in denen Neuankömmlinge ihre weißen Bändchen für die Busse in die Notunterkünfte und dann zur Registrierung in der Lageso-Stelle Bundesallee bekommen, werden nachts zum Schutz vor der Kälte geöffnet.

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