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Zum 20. Todestag von Kurt Cobain: Mit Nirvana und Tad in Schöneberg

Am 11. November 1989 spielten Nirvana ein historisches, aber eher unbemerktes Konzert in Berlin. Ein Erfahrungsbericht aus aktuellem Anlass.

Man kommt da kaum nach mit den Nirvana-Jubiläen. Jährte sich gerade im vergangenen Herbst die Veröffentlichung des letzten Nirvana-Albums „In Utero“ zum 20. Mal, steht nun am Samstag ein weiteres Jubiläum an, das traurigste zumal: der 20. Todestag von Kurt Cobain, dem Sänger und Mastermind der Grungeband aus Seattle.

Es ist also wieder einmal an der Zeit, sich zu erinnern: an den verzweifelten Musiker, der sich mit einem Gewehr erschoss, an eine Rockband, die innerhalb von nur drei Jahren so groß und berühmt wurde wie etwa die Doors oder die Stones (ächz!), an eine Subkultur, die gegen MTV und die Globalisierung keine Chance hatte. Und natürlich erinnert man sich auch an die Anfänge dieser Band, die nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums „Bleach“ im November 1989 erstmals auf Europa-Tour gegangen war, ohne nachhaltigeren Eindruck zu hinterlassen. Nirvana spielten als Vorgruppe einer anderen Band aus Seattle namens Tad, deren Frontmann aussah wie Meat Loaf und deren Musik noch böse grunzender und härter als die von Nirvana war.

Nirvana spielten zwei Tage nach dem Mauerfall in Berlin

Nur wegen Tad marschierte auch ich an jenem 11.11.1989 ins Schöneberger Ecstasy, einen Club in der Hauptstraße, der mehr was von einer zeittypischen Disco als von einem schmierig-heruntergekommenen Grunge-Schuppen hatte. Und bei der Vergegenwärtigung des Datums liegt natürlich sofort die Frage nahe: Hattest du an diesem Abend nichts Besseres zu tun, als ein Konzert von Tad und Nirvana zu besuchen? Zum Beispiel an die Grenzübergänge gehen und DDR-Bürger begrüßen? Nein, hatte ich nicht. Das Ausgehviertel in Schöneberg zwischen Nollendorfplatz und Hauptstraße war von der Mauer gefühlt ungefähr so weit weg wie Düsseldorf oder Karlsruhe. Der Mauerfall und die erste Nirvana-Tour fanden auf zwei unterschiedlichen Planeten statt.

Es müssen demnach – frei nach Sven Regener – viele Herr und Frau Lehmanns an diesem Abend im Ecstasy gewesen sein, vielleicht 100, 150. Einige davon, darunter ich, saßen zunächst draußen an der Theke beim Flaschenbeck’s für vier Mark und lugten hin und wieder rüber in den anderen Raum, zu Nirvana. Wie der Auftritt war? Keine Ahnung. Kurz war er, knapp 40 Minuten, über irgendwas muss sich Kurt Cobain sehr geärgert haben. Jedenfalls zerstörte er, wie mir später erzählt wurde, seine Gitarre und verschwand einfach. Und der Auftritt von Tad? Auch keine Ahnung, vergessen – überlagert von der Erinnerung an ein im Nachhinein legendäres Konzert, bei dem man dabei und nicht dabei war.

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