zum Hauptinhalt
Stilles Gedenken. Blumen und Kerzen markieren die Stelle, an der die 19-jährige Maria P. ermordet wurde.

© dpa

Verbrannte Schwangere: Mitschüler trauern um getötete Maria

Die ermordete 19-Jährige wollte nach der Schwangerschaft zurück an ihre Berufsschule. Ein Besuch.

Weiß und rot, diese Farben mochte Maria P. besonders. Deshalb haben ihre acht Mitschüler an der Berufsschule in Weißensee weiße Rosen gekauft und ein rotes Band um die Vase gebunden. Beides haben sie in einen improvisierten Trauerraum gestellt, neben ein Foto von Maria P., neben eine rote Kerze.

Der Trauerraum ist das frühere Besprechungszimmer einer im Oktober verstorbenen Sozialpädagogin, mit der Maria P. viele Gespräche führte, nachdem sie erfahren hatte, dass sie schwanger war. Sie war ihre Vertrauensperson an der Schule gewesen. „Was die beiden besprachen, blieb in jenem Raum“, sagt Kerstin Zenker, die Leiterin der Abteilung Gastgewerbe, in der Maria P. ihre zweijährige Ausbildung absolvierte. Auch sie selbst unterrichtete das Mädchen im vergangenen Jahr. Doch sie kannte sie kaum. „Maria war ein sehr introvertierter, ruhiger Mensch.“ Zenker hatte nicht den Eindruck, dass die Schwangerschaft für sie „ein Drama“ gewesen sei. In die Klassengemeinschaft habe sich die 19-Jährige gut integriert. Seit dem Sommer 2013 besuchte Maria P. die Klasse am Oberstufenzentrum Gastgewerbe in Weißensee.

„Der Zusammenhalt ist jetzt besonders eng“

Sie hatte nach der Schule keinen Ausbildungsplatz gefunden und absolvierte auch die Praxisausbildung an der Schule, sie wollte Konditorin werden. Laut Abteilungsleiterin Kerstin Zenker war Maria P. eine gute Schülerin, die ihren Abschluss locker geschafft hätte. Wegen ihrer Schwangerschaft hatte sie im September die Ausbildung für ein Jahr ausgesetzt. Im Sommer 2015 wollte sie an die Schule zurückkehren.

Ihre Mitschüler wussten am Montagmorgen schon, was passiert war. Sie waren deshalb gefasst, als Kerstin Zenker über den grausamen Mord an der hochschwangeren Mitschülerin sprach. Die Abteilungsleiterin stellte es den Schülern frei, diese Woche in den Unterricht zu gehen. Die meisten Schüler sind aber da. „Sie brauchen gerade jetzt eine Struktur, sie wollen nicht die ganze Zeit über das Geschehene reden und nachdenken“, vermutet Zenker. Am Dienstagvormittag besuchen sie eine schwangere Mitschülerin, die schon seit drei Tagen nicht mehr im Unterricht war. „Der Zusammenhalt ist jetzt besonders eng“, so Zenker.

Maria fühlte sich bedroht

„Wir lieben dich“, hat eine Mitschülerin auf die Karte geschrieben, die auf dem Tisch im Trauerraum liegt. Ende der Woche will Kerstin Zenker die Karte den Eltern von Maria P. schicken. Diese leben in Hohenschönhausen, weit weg vom Tatort. Wie die beiden 19-jährigen Tatverdächtigen aus Neukölln auf das abgelegene Waldstück in Adlershof kamen, ist unklar. Viel spreche dafür, dass Maria P. von den beiden verschleppt oder mit einem Trick dorthin gelockt wurde. Da Maria P. zuletzt Freunden und Verwandten mehrfach geklagt hatte, dass sie sich von ihrem Ex-Freund und Vater des Babys bedroht fühlte, sei kaum vorstellbar, dass sie auf eine Art Versöhnungsspaziergang eingewilligt hätte, hieß es.

Die Staatsanwaltschaft nennt seit dem Wochenende offen das Motiv: Eren T. wollte das Kind nicht. Inwieweit die Familie des türkischstämmigen Berliners dahinter steckt, ist weiterhin unklar. Die Staatsanwaltschaft dementierte den Bericht einer Zeitung, dass gegen weitere Personen ermittelt werde. Weiterhin gibt es nur zwei Beschuldigte, Eren T. und seinen gleichaltrigen Freund Daniel M. Die 19-Jährigen sitzen in Untersuchungshaft. Der Vorwurf: gemeinschaftlicher Mord.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false