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Berlin: Modenschau: Der goldene Faden

Sandra Pabst hat schon wieder das Rad nicht neu erfunden. Das ist bestimmt ganz schlimm.

Sandra Pabst hat schon wieder das Rad nicht neu erfunden. Das ist bestimmt ganz schlimm. Modefreaks urteilen vernichtend: "Tragbar!", als sei damit alles gesagt. Abgesehen von dieser Todsünde hat Sandra Pabst am Freitagabend in der Dresdner Bank am Brandenburger Tor ein paar sehr exzellente, sehr elegante Schnitte über den Laufsteg geschickt. Sie hat keine eigenen Skulpturen aus Stoff um die Körper gebastelt, sondern hat die Skulptur Körper mit Stoff umgarnt. In klaren Linien und mit großer Schneiderlust, die Silhouetten oft wie gemeißelt. Man muss es sich vorstellen, als reichte Jackie O. augenzwinkernd einer Dallas-Braut die Hand.

Wenn man früher "Salz und Pfeffer" sagte und diesen schwarz-weißen Wollstoff meinte, dann gibt es jetzt bei Sandra Papst noch "Sesam und Mohn", "Krümel und Brösel" und "Streuselkuchen". Rein farblich natürlich. Sehr warm, sehr beige. Creme- und Cappuccinokleider. Das Blau, mit dem sie dagegenhält, liegt irgendwo zwischen Himmel und Trabbi. Manchmal leistet sich Pabst auch eine kleine Achtziger-Reminiszenz: Applikationen. Glitzernd auf einem ansonsten schlichten Rock. Dort rafft eine goldene Spange ein Kleid, hier ein Blumen-Gesteck. Und statt von einem roten, müsste man von einem goldenen Faden sprechen, der sich durch Pabsts Kollektion zieht: Heart of Gold heißt die ja auch und schimmert folglich nicht nur zur Abendmode.

Zwei Plätze weiter fiebert ein kleines Mädchen in einem roten Glitzerkleid ihrer ersten Modenschau entgegen. "Was kann denn so alles schiefgehen, bei einer Modenschau?", will sie wissen. Mit wuchtigen Schritten auf winzigen Absätzen brettern die Models über den Steg. Als trügen sie Stiefel statt der spitzen, hohen Schuhe. Musik: hämmernd. Make-up: recht martialisch. Haare: gründlich ausgebürstet und gefönt. Das Kind kriegt eine Falte auf der Stirn. Man könnte glatt vergessen, dass hier Schmiege- und Mummelstoffe getragen werden. Viel vom Fell, Pelzkrausen um den Hals. Auch das illustre Publikum hatte vorhin viel Pelz an den Garderoben abgegeben. Die Models allerdings sind echte Feger. Sehr cool, sehr professionell und sympathisch. Auch noch unter einem Abendkleid, das eher ihre Nacktheit auf die Spitze treibt. Die goldene Spitze. Zum Abschluss werfen die Schönen mit Tulpen.

Das Kind im Glitzerkleid freut sich und hüpft und fängt eine Tulpe. Ulla Klingbeil hat auch eine Tulpe gefangen. "Abendmode kann sie nicht", sagt sie entschieden, den Rest findet sie auch hervorragend. Na, da werden wir wohl mal was kaufen müssen von diesen so fürchterlichen, so schrecklich tragbaren Sachen.

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