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08.05.2023, Berlin: Blick auf den Eingang zum Charité Campus Virchow-Klinikum am Augustenburger Platz. Nach dem Tod von zwei schwer kranken Patienten der traditionsreichen Charité in Berlin steht ein Kardiologe unter Mordverdacht. Der 55-Jährige wurde am Montag festgenommen, wie Staatsanwaltschaft und Polizei mitteilten. Foto: Joerg Carstensen/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Jörg Carstensen

Update

Motiv für mutmaßliche Morde weiter unklar: Verhafteter Herzmediziner der Berliner Charité äußert sich bislang nicht

Dass ein Arzt Patienten tötet, ist laut Patientenschützern die absolute Ausnahme. Dennoch: An der berühmten Charité in Berlin steht ein Facharzt unter Mordverdacht.

| Update:

Im Fall des unter Mordverdacht stehenden Charité-Herzmediziners in Berlin bleiben etwaige Tatmotive vorerst unklar. Der 55-Jährige hat sich laut Staatsanwaltschaft noch nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Der Herzmediziner war am Montag verhaftet worden und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Den entsprechenden Haftbefehl hatte die Staatsanwaltschaft bereits vorher erwirkt, nach der Festnahme wurde dieser dem 55-Jährigen beim Amtsgericht Tiergarten verkündet. Bei diesem Termin habe sich der Arzt aber nicht geäußert, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Dienstag auf Anfrage. Es war zunächst unklar, aus welchen Motiven er gehandelt haben soll.

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Der Kardiologe soll zwei schwer kranke Patienten in den Jahren 2021 und 2022 mit überdosierten Medikamenten getötet haben. Er wurde wegen des dringenden Verdachts des zweifachen Mordes verhaftet. Der Mann wurde laut Staatsanwaltschaft im August 2022 von der Charité freigestellt. Die Klinik hatte nach eigenen Angaben damals einen anonymen Hinweis bekommen. So kamen die Ermittlungen ins Rollen.

Der dringende Tatverdacht hat sich laut den Ermittlungsbehörden erst durch ein medizinisches Gutachten ergeben. „Denn zuvor war nicht auszuschließen, dass die hohe Dosierung des Sedierungsmittels noch medizinisch vertretbar gewesen wäre“, hieß es. Nach Einschätzung des Gutachters sei dies aber zumindest in zwei von insgesamt vier untersuchten Todesfällen nicht der Fall gewesen – was demnach auch für den Beschuldigten erkennbar gewesen sein soll. Bei sogenannten Sedativa handelt es sich um Beruhigungsmittel.

Nirgendwo ist es leichter zu morden als im Krankenhaus oder Pflegeheim

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz betonte auf Anfrage, dass derartige Taten allgemein selten seien: „Dass Ärztinnen oder Ärzte ihre Patienten töten, ist die absolute Ausnahme“, sagte Vorstand Eugen Brysch. Trotzdem brauche es in den Einrichtungen eine „Kultur des Hinschauens“: Nirgendwo sei es leichter zu morden als im Krankenhaus und im Pflegeheim, weil Sterben dort Alltag sei. „Deshalb ist es wichtig, Einzeltäter in Medizin und Pflege schnellstmöglich zu identifizieren und zu stoppen.“

Angehörige oder Mitpatienten könnten das nicht leisten, sagte Brysch. Fast immer würden Täter in solchen Fällen von Kolleginnen und Kollegen überführt. Das Thema müsse immer wieder auf die Tagesordnung von Teambesprechungen. „Alle Ebenen in einem Haus sind gefragt“, sagte Brysch. Notwendig seien zudem digitale Stationsapotheken, ein externes Whistleblower-System, zentrale Ermittlungsbehörden und Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften zu Delikten in Medizin und Pflege.

Die Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung von Senatorin Ina Czyborra (SPD) teilte auf Anfrage mit, von der Charité „frühzeitig und umfassend“ informiert worden zu sein. „Wir bitten aber um Verständnis, dass sich weder die Senatswissenschaftsverwaltung noch die Senatorin zu dem Fall äußert, da es sich um ein laufendes Ermittlungsverfahren handelt.“ Czyborra steht auch dem Aufsichtsrat der Charité vor. (dpa)

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