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Müll auf den Gleisen am Bahnhof Warschauer Straße in Berlin-Friedrichshain.

© Kai-Uwe Heinrich

Verschmutzte Bahnhöfe in Berlin: Müllhalden auf den S-Bahn-Schienen

Partygänger und Anwohner vermüllen die Bahnhöfe, einige nutzen sie auch als öffentliche Toilette. Die S-Bahn will mehr Sauberkeit – immer wieder aufs Neue. Wirkungsvolle Maßnahmen sind nicht in Sicht.

Zerbrochene Flaschen, Unmengen von Papier, tausende Kippen. Das Schutzdach über der Oberleitung am Bahnhof Warschauer Straße ist zu einer Müllhalde verkommen. Selbst am neu gelegten Gleis der S-Bahn türmt sich schon wieder der Abfall. Woanders sieht es häufig nicht besser aus; Partygänger und Anwohner nutzen gleichermaßen die Anlagen der Bahn, um ihren Dreck loszuwerden. Wie in den vergangenen Jahren hat die Bahn deshalb auch dieses Jahr wieder mit ihrem Frühjahrsputz an besonders auffälligen Abschnitten die Böschungen vom Unrat befreit. An der Ringbahn werde besonders viel Müll auf die Gleise und Böschungen geworfen, sagte ein Bahnsprecher. Auffällig sei beispielsweise der Abschnitt Neukölln bis Tempelhof.

Im Herbst wird erneut geputzt

Ein solches Aufräumen koste durchschnittlich etwa 30 000 Euro, sagte der Sprecher. An Gleisanlagen lasse sich der Müll nur mit einem erheblichen Aufwand in Handarbeit – und mit Gleissperrungen – beseitigen. Der Erfolg sei aber häufig nicht lange zu sehen. Trotzdem werde auch im Herbst erneut geputzt.

Die S-Bahn kann ihre Gleise auch mit ihrem fahrenden Staubsauger reinigen. Der dafür umgebaute Zug fuhr im Mai auf der S 1 (Wannsee–Oranienburg) und im Juni auf der Ringbahn. Die „Universal-Reinigungsmaschine für Gleisoberflächen“, auch Schienenstaubsauger genannt, ist immer nur nachts im Einsatz – wenn kein regulärer S-Bahn-Verkehr mehr stattfindet.

Bahnhöfe als öffentliche Toilette

Etwa 75 Mal im Jahr rückt der Staubsaugerzug aus. Bei einer Tour schafft er durchschnittlich sieben Bahnhöfe. Der Schmutz landet in vier Kammern im Fahrzeug, die alle zwei Tage geleert werden müssen. So viel Dreck landet auf den Gleisen. Am Bahnhof Warschauer Straße ist das Einsammeln der gewaltigen Müllmenge nur per Hand möglich.

Die Bahn hat aber nicht nur Probleme mit den Zeitgenossen, die die Anlagen zur Müllkippe machen. Sie leidet auch unter denen, die Bahnhöfe als öffentliche Toiletten benutzen. Besonders viele „Wildpinkler“ suchen derzeit den Bahnhof Ostkreuz auf, vor allem an Wochenenden. Dort gibt es im unteren Bereich durch die Umbauarbeiten viele unübersichtliche Bereiche.

Tauben sollen in Bauwagen brüten

Die Bahn hofft, dass nach dem Einbau einer Toilettenanlage im nördlichen Zugangsgebäude die „Geschäfte“ dort erledigt werden. Das wird allerdings wohl noch bis 2019 dauern. Bis dahin bleibe „leider nur das punktuelle, situationsabhängige Nachsteuern bei der Reinigung“, teilte die Bahn mit.

Ziemlich machtlos ist sie auch bei den Hinterlassenschaften von Tauben. Einige Bahnhöfe scheinen von den „Ratten der Lüfte“ voll in Beschlag genommen zu sein. An einigen Stellen bilden sich fast schon Kotberge. Die Bahn versucht zwar, die Landeplätze durch Netze oder „Spieße“ zu versperren, doch meist finden die Tauben trotzdem Stellen, wo sie sitzen – und ihren Kot fallen lassen können.

Am Bahnhof Schöneberg versucht man, die Tiere zum Legen ihrer Eier in zwei Bauwagen zu locken, wo die Eier dann gegen Imitate ausgetauscht werden, damit kein Nachwuchs kommt. Der Dreck im Bahnhof aber bleibt trotzdem – bis zur nächsten Grundreinigung.

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