zum Hauptinhalt

Berlin: Museum für Kommunikation lässt Roboter auf die Besucher los

Eigentlich ist "Also-Gut" ein netter Kerl. Er redet ein bisschen viel, gut, und seine Aussprache ist auch nicht die beste.

Eigentlich ist "Also-Gut" ein netter Kerl. Er redet ein bisschen viel, gut, und seine Aussprache ist auch nicht die beste. Dafür erzählt er bereitwillig aus der Museumsgeschichte und beglückt die Besucher mit seinem extravaganten Äußeren. "Also-Gut" ist einer von drei Robotern, die im Museum für Kommunikation (dem ehemaligen Postmuseum) nach der Eröffnung am 18. März durch den Lichthof rollen werden.

Futuristisch sollten sie sein, hat die Museumsleitung vorab der Öffentlichkeit verkündet. Tatsächlich kommen sie nostalgisch daher: im 60er-Jahre-Look. "Also-Gut" hat einen Bauch aus den Kotflügeln eines Kabinenrollers, der Kopf seines Kollegen "Komm-Rein" besteht aus alten Trockenhauben. "Wir sind keineswegs in der Zeit stehen geblieben", sagt Ralph Künzler, der den Robotern ihr Gesicht verpasst hat. "Wir spielen mit den Technikvisionen vergangener Zeiten." Der Stuttgarter Künstler sieht mit seinem rot-gepunkteten Hemd, dem grünen Jackett und der Hornbrille selbst ein wenig nach vergangenen Zeiten aus, und mit Technikvisionen hat er sich ausgiebig beschäftigt. Zum Beweis präsentiert er einen fingergroßen Spielzeugroboter, der vor vierzig Jahren modern war, und spielt "Die Roboter" von Kraftwerk an - natürlich auf einem orangefarbenen Plattenspieler im stilechten 60er-Jahre-Design.

Das weicht Museumsdirektor Joachim Kallnich dann doch zu stark vom Thema ab. Er kommt lieber zurück auf das Anliegen, das er mit den 850 000 Mark teuren, vom Fraunhofer-Institut in Stuttgart entwickelten Maschinen verbindet: "Die Roboter sollen die Leute ansprechen, sich mit ihnen bewegen. Es geht darum, die Besucher zur Kommunikation anzustiften." Und wie die Roboter werde das ganze Museum konzipiert sein, "als ein Forum der Kommunikation." Eine kulturgeschichtliche Ausrichtung, die der Direktor an einem Beispiel verdeutlicht: "Wir erzählen nicht die Geschichte des Telefons, sondern des Telefonierens." Multimedial aufbereitet, versteht sich. Und so wird sich um die Außenfassade zur Leipziger Straße eine 22 Meter lange blaue Leuchtschrift winden, während drinnen Computerspiele laufen, die nur zu zweit, "in Kommunikation", zu bewältigen sind.

Die wahren Stars allerdings bleiben der leicht neurotische "Also-Gut", der Ball spielende "Mach-Was" und der höfliche-häusliche "Komm-Rein". Für die Besucher zumindest. Der Museumswärter am Eingang ist da schon skeptischer, darf er sich doch künftig Tag für Tag das kindliche Gebrabbel von "Mach-Was" anhören. "Na ja", sagt er und streicht sich durch die ergrauten Haare. "Daran gewöhne ich mich auch noch."

jmw

Zur Startseite