zum Hauptinhalt
Und wenn er kommt, dann jubeln sie: Mo Salah, der Star bei Liverpool.

© Action Images via Reuters

Muslime in Europa: Ein Mo Salah für Deutschland!

Seit ein Ägypter für Liverpool Tore schießt, ist Islam nichts ganz so Böses mehr in Großbritannien. Wäre das in Deutschland denkbar? Ein Zwischenruf.

Ein Zwischenruf von Barbara John

In Großbritannien bewegt nicht nur der Brexit die Menschen, sondern auch ein spezieller Fußballspieler. Eigentlich nichts Neues für die sportbegeisterten Engländer mit ihrer traditionellen Fankultur: mal im Hooliganstil, mal als Heldenverehrung. Letztere erfährt gerade der aus Ägypten stammende Mohamed Salah, der kürzlich bei Liverpool sein 50. Tor geschossen hat in 65 Spielen. Nun, meisterhaft Fußballspielen können ja viele, doch Mo Salah, kann noch mehr. Es scheint ihm ganz nebenbei zu gelingen, vielen Engländern einen neuen Blick auf das Muslimsein zu vermitteln. Wie? Er verbirgt nicht seine muslimische Zugehörigkeit, sondern macht sie in der Fußball-Öffentlichkeit sichtbar bei jedem Spiel, wenn er betet und auf Knien dankt, voller Vertrauen, von den Zuschauern verstanden zu werden.

Ein Modell für muslimische deutsche Spieler? Überlegen wir mal: Gäbe es hier eine solidarische Mannschaft, die ihren muslimischen Teamkollegen vor dem Spiel die Zeit gibt, sich einer reinigenden Gebetswaschung unterziehen zu können? Gäbe es jubelnde Zuschauer, wenn nach einem erzielten Tor, Spieler sich auf die Knie werfen wie in einer Moschee?

Ich fürchte, hier käme es zu Wutgeheul

Gäbe es von den Rängen Gesänge wie: „He's sitting in the mosque, that's where I want to be“? (Wenn er in der Moschee sitzt, wäre ich auch gern da).

Ich fürchte, was im Fußballstadion in Liverpool Alltag ist, würde bei uns im Wutgeheul enden. Fußballgötter, die vor allen Augen auf dem Rasen rituell beten und danach Tore schießen, wird es hier wohl nicht geben. Liegt es an der grassierenden Islamophobie? Die ist in beiden Ländern verbreitet. In Deutschland gab es im Jahr 2017 etwa 950 islamfeindliche Straftaten. In England waren es mehr. Dennoch gibt es ein Umdenken in Liverpool.

Höchste Zeit kritisch zu prüfen, wie wir – persönlich und als Gesellschaft – Muslime in unserer Mitte wahrnehmen. Begegnen wir ihnen fair und respektvoll? Vertrauen wir ihnen? Oder verorten wir sie, obwohl sie selbst auch Opfer sind, gedanklich bewusst oder unbewusst in die Nähe des mörderischen IS?

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false