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Achim Schmidt-Carstens.

©  Kitty Kleist-Heinrich

Schulstart in Berlin: Nach 32 Jahren wieder im Schulalltag

Achim Schmidt-Carstens fing nach 32 Jahren Pause wieder als Lehrer an. Wie sein erstes Jahr lief.

Und? Wie lief nun das erste Jahr im Schuldienst nach zuvor 32 Jahren Pause? „Überwiegend reibungslos“, sagt Achim Schmidt-Carstens, 58, und nimmt einen großen Schluck Kaffee zum Wachwerden. Da sei nur das Erstaunen über die ungeheure Lautstärke gewesen, die eine Klasse von Grundschülern in der Kreuzberger Lemgo-Schule so produziert.

An Lautstärke war der Studienrat nicht gewöhnt, er hatte vorher eher mit den Zwischentönen zu tun – als Autor von Hörspielen, Synchron-Regisseur, Texter von 700 Sesamstraßen-Songs. Doch er wollte zurück in den alten Beruf, wollte anknüpfen an das, was er während des Referendariats am Friedenauer Natorp-Gymnasium 1984 (!) gelernt hatte.

Warum ist er denn damals ausgestiegen? „Ich war doch erst 26 und konnte mir nicht vorstellen, das ein Leben lang zu machen“. Hat er dann auch nicht. Stattdessen Volontariat beim NDR, Redakteur beim Deutschlandfunk, dann die Sesamstraße und die Regiearbeit. Obwohl sich davon gut leben ließ, wollte er zurück vor die Klasse, weil er Lust auf etwas Neues hatte. Als eine „ungeheuer privilegierte Situation“ empfindet es der gebürtige Hannoveraner, dass er „ohne Not“ in seinen alten Beruf zurück konnte. Nur das frühe Aufstehen – „das ist schlimm“. Denn wie die meisten Kreativen arbeitet er lieber nachts, ruhig auch mal 20 Stunden im Stück, aber, bitte sehr, nicht um 6 Uhr aufstehen.

„Im Zweifelsfall hilft eine freundliche Kollegin“

Und woher weiß ein Studienrat, der so lange pausiert hat, wie Viertklässlern Englisch und Deutsch beizubringen ist? „Im Zweifelsfall hilft eine freundliche Kollegin“, sagt der leidenschaftliche Hutträger, der stets zwei Heilsteine – Geschenke seiner Töchter – um den Hals trägt.

Apropos Hannover: „Ich war ein richtiger hannoverscher Straßenköter“, beschreibt Schmidt-Carstens sein Aufwachsen. Darum weiß er noch, wie das geht: sich durchsetzen, Präsenz demonstrieren. „Mr. Bulldog“ hat ihn jemand an seiner Schule genannt, nachdem er es schaffte, in eine kniffligen Situation Ruhe reinzubringen. sve

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