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Nach Attacke auf Hobbygärtnerin in Wilmersdorf: Berliner Landgericht schickt Messerstecher in die Psychiatrie
Bei seiner Festnahme hatte der Mann erklärt, dass Frauen nicht arbeiten sollen. Die Tat habe er in einem akut psychotischen Zustand begangen, so die Richter.
Stand:
Regina Gerken setzte sich stets für andere ein. Sie gärtnerte gern, kümmerte sich ehrenamtlich um einen Vorgarten. So auch an einem Sonnabend im September 2021, als innerhalb weniger Sekunden nichts mehr in ihrem Leben und dem ihrer Familie war wie zuvor.
Abdul Malik A., den sie nicht kannte, stach auf sie ein. „Er störte sich daran, dass da gearbeitet wurde“, stand am Donnerstag für das Landgericht fest. In einem akut psychotischen Zustand habe A. angegriffen, so die Richter. Sie ordneten seine Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik an.
A. war 2015 als Flüchtling nach Deutschland gekommen. „Er lebte nicht streng religiös“, sagte die Vorsitzende Richterin. Doch etwa zur Jahreswende 2020/21 sei eine psychische Erkrankung bei ihm ausgebrochen. Er verlor seine Arbeit, brach den Kontakt zu Freunden ab, trank keinen Alkohol mehr. Er fühlte sich verfolgt, zog sich zurück, widmete sich stärker seiner Religion.
Wie aus dem Nichts rammte er Regina Gerken ein Messer in den Hals. Schwerste Verletzungen führten zu einer rechtsseitigen Lähmung. Sprechen kann sie nicht mehr. Ein Passant griff ein, wurde ebenfalls verletzt.
Bei seiner Festnahme soll der heute 30-jährige A. erklärt haben, dass er sie „ins Paradies geschickt“ habe und „Frauen sollen nicht arbeiten“. Vor Gericht erklärte A., aus Angst habe er zugestochen – „es ist ein Fehler passiert, ein Unfall“.
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Rechtlich handele es sich bei der Tat um versuchten Mord sowie gefährliche und schwere Körperverletzung. Der Angeklagte habe Gerken in Wilmersdorf heimtückisch attackiert, hieß es weiter im Urteil. Zugleicht handle es sich um einen Mann, der an einer paranoiden Schizophrenie erkrankt ist. Bei der Tat sei seine Schuldfähigkeit aufgehoben gewesen, er könne nicht bestraft werden.
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Auch der Staatsanwalt und der Verteidiger hatten auf eine Unterbringung im Krankenhaus des Maßregelvollzugs plädiert. „Es steht fest, dass Herr A. derzeit gefährlich ist“, sagte der Anwalt. Es sei für A. kein leichter Weg – „unbefristet eingesperrt – es ist ein hartes Schwert“.
Tagesspiegel-Leser rührte Regina Gerkens Schicksal so, dass nach einem Artikel im November 180.000 Euro für ihre Pflege zusammenkamen.
Kerstin Gehrke
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