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Zur Arbeit der Schulinspektionsteams gehören auch Unterrichtsbesuche.

© dpa/Marijan Murat

Nach Stopp der Schulinspektionen in Berlin: SPD will Schulen nicht erst „kurz vorm Kollaps“ durchleuchten

Überraschend hat Bildungssenatorin Günther-Wünsch (CDU) alle Inspektionstermine für 2025/26 absagen lassen. Bei der Neuausrichtung wollen die Grünen auch das „psychosoziale Wohl“ der Schüler in den Blick nehmen.

Stand:

Die Senatsverwaltung für Bildung will den Stopp der Schulinspektionen für eine Neuausrichtung nutzen. Nach Informationen des Tagesspiegels gilt intern als ausgemacht, dass nach einem möglichen Neustart zum Schuljahr 2026/27 nicht mehr alle Schulen durchleuchtet werden sollen, sondern dass es eine Fokussierung auf Problemfälle geben soll.

Dem Vernehmen nach sollen im Rahmen einer Arbeitsgruppe die Kriterien festgelegt werden, die künftig zum zielgerichteten Einsatz der Inspektionsteams führen sollen.

Diesen Ansatz, der auch von der Wissenschaft empfohlen wird, begrüßte die SPD-Bildungsexpertin Maja Lasić am Mittwoch. Sie plädiert aber dafür, den Kreis nicht zu eng zu fassen. „Es kann dabei nicht sein, dass man ausschließlich an Schulen geht, die kurz vorm Kollaps stehen“, sagte sie auf Anfrage.

Vielmehr müsse „jeglicher Qualitätsverlust“ bei den Messdaten als Anlass gelten. Wenn etwa im Verlauf von zwei Jahren eine im Vergleich erhöhte Anzahl Schulabbrecher vorkomme oder deutlich schlechtere Sprachergebnisse, sei die Schulinspektion angeraten.

Mich irritiert das einseitige und intransparente Vorgehen der Senatorin.

Marianne Burkert-Eulitz, Jugend- und Bildungspolitikerin der Grünen

Für die Grünen betonte die jugendpolitische Sprecherin Marianne Burkert-Eulitz, es reiche nicht, sich nur auf die Basiskompetenzen zu konzentrieren. Die Schulen müssten auch den Bereich der Beziehungsarbeit und das psychosoziale Wohl der Kinder in den Blick nehmen: „Dafür brauchen die Schulen Unterstützung, auch durch die Schulinspektion“, meint Burkert-Eulitz. Diese Debatte fehle bisher in Berlin.

Die Frage, ob nur noch ein Teil der Schulen inspiziert werden soll, möchte Burkert-Eulitz nicht ad hoc beantworten: „Ich würde gern anhand der aktuellen Situation der Schulen in Berlin in einem fachpolitischen Diskurs unter Einbeziehung der Schulen und Gremien klären wollen, was die Schulinspektion leisten soll und kann“, lautet die Einschätzung der Bildungs- und Jugendpolitikerin. Danach solle die Inspektion entsprechend neu aufgestellt werden.

Die Schulinspektionen folgten auf die Pisa-Studie

„Ob das dann flächendeckend ist oder anders, will ich jetzt nicht vorwegnehmen,“ ergänzte Burkert-Eulitz. Was sie irritiere, sei „das einseitige und intransparente Vorgehen der Senatorin“. Das sei „kein guter Politikstil, scheint aber nun die Art des Hauses zu sein“. 

Schulinspektionen wurden in Deutschland nach internationalem Vorbild unter dem Eindruck der schwachen Ergebnisse der Pisa-Schulstudie von 2000 eingeführt, in Berlin 2005. Einige Bundesländer beendeten oder verkürzten das aufwändige Verfahren nach ein paar Jahren, Berlin blieb zunächst dabei, alle Schulen zu inspizieren, bis Bildungssenatorin Günther-Wünsch (CDU) im Juli 2025 überraschend ankündigte, alle Inspektionstermine für 2025/26 absagen zu lassen.

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