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Der Kaniswall mit der geklauten Wetterstation befindet sich direkt an der südöstlichen Stadtgrenze von Berlin.

© Stefan Jacobs

Nach Technik-Diebstählen: Wetterdienst sucht neuen Platz für Messstation in Berlin

Die Station am Kaniswall im Berliner Südosten war für Rekorde gut. Nun ist sie weg. Der Wetterdienst nennt Bedingungen für mögliche Ersatzquartiere.

„Außenseiter – Spitzenreiter“ heißt eine 1972 im DDR-Fernsehen gestartete Unterhaltungssendung, die im MDR bis heute überlebt hat. Der Titel hätte aber auch zur Wetterstation auf dem Kaniswall in Müggelheim gepasst, die sich jedoch als deutlich kurzlebiger erwies: Im Mai 1996 vom Deutschen Wetterdienst (DWD) eingeweiht, im Dezember 2020 für tot erklärt.

Es wird also keine neuen Rekordmeldungen mehr geben von den Messgeräten am Fuße jenes bewaldeten Hügelchens inmitten der sonst völlig platten Gosener Wiesen. Die gehören zu Berlins größtem Naturschutzgebiet und bieten günstige Bedingungen für Extremwerte – schon wegen der Lage, weil sich selbst ein paar Kilometer zusätzliche Entfernung vom Atlantik und größere Nähe zum eurasischen Kontinent bemerkbar machen können: Am 7. August 2015 wurde am Kaniswall mit 38,9 Grad die bisher höchste in Berlin gemessene Temperatur registriert.

Und frühmorgens ist es auf den Wiesen fernab größerer Bebauung oft mehrere Grad kälter als in urbaner Umgebung – zumal bei Ostwind, der im Winter Kälterekorde bringen kann.

Bekannt ist der Kaniswall vor allem durch das Freilandlabor als Ausflugsziel für Schulklassen.
Bekannt ist der Kaniswall vor allem durch das Freilandlabor als Ausflugsziel für Schulklassen.

© Stefan Jacobs

Nachdem bei einem Einbruch Ende 2018 fast die gesamte Technik gestohlen worden war, erneuerte der DWD die Station in der Nachbarschaft des Freilandlabors Kaniswall bis Anfang 2020. Aber nach dem nächsten derartigen Vorfall in diesem Sommer entschloss er sich nun zur Kapitulation – und sucht einen neuen Standort.

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Gefragt ist ein zwar leicht, aber auch nicht zu sehr windgeschützter, nicht zu dicht bebauter Fleck, an dem weder Asphalt in der Sommerhitze glühen kann noch Rasensprenger oder ein nahes Gewässer kühlen könnten. Außerdem soll aus Kostengründen der nächste Stromanschluss nicht mehr als 80 Meter entfernt sein.

Wer also achteinhalb mal sechs Meter Rasen in geeigneter Lage erübrigen kann, möge sich beim DWD melden. Gemessen werden sollen die Lufttemperatur über dem Boden und in zwei Meter Höhe, Luftfeuchtigkeit und Niederschlag. Wer Glück hat, kann also vielleicht bald Rekorde von der eigenen Scholle melden.

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