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Weißes so genanntes Geisterrad im Gedenken an eine getötete Radfahrerin in Berlin-Friedrichshain.

© Nicolas Lepartz

Nach tödlichem Unfall in Berlin: Hunderte bei Mahnwache für getötete Radfahrerin auf Frankfurter Allee

Am Freitagnachmittag gedachten hunderte Menschen der am Donnerstag verstorbenen Radfahrerin. Die Organisatoren äußerten klare Forderungen an die Politik.

Mehrere hundert Menschen haben mit einer Mahnwache auf der Frankfurter Allee an eine getötete Radfahrerin erinnert. An der Unfallstelle am U-Bahnhof Samariterstraße in Friedrichshain wurden Blumen niedergelegt und Kerzen aufgestellt.

Auf Transparenten von Teilnehmern war etwa zu lesen: „Radweg ist kein Parkplatz“. Auf einem anderen Schild wurde dem Senat „tödliche Untätigkeit“ vorgeworfen. Ein weißes, sogenanntes Geisterrad erinnerte an die 37-Jährige, die hier am Donnerstag starb. Laut Polizei wurde sie von einem Sattelzug überrollt, als sie einem auf dem Radweg parkenden Geldtransporter auswich und dabei auf die Fahrbahn geriet.

Aufgerufen zu dem Gedenken hatte u.a. der Verein Changing Cities. Vorstandsmitglied Dierk von Schneidemesser, der die Mahnwache organisiert hatte, bedankte sich nach einem Moment der Ruhe bei den Anwesenden, dass man den Unfalltoten gedenke.

"Sie war eine von uns, sie wollte nur irgendwo hin. Gestern kam sie nicht an ihrem Ziel an", sagte Schneidemesser in seiner Rede. "Wir wollen alle irgendwo hin. Das haben wir gemeinsam mit der Frau, die hier gestern getötet wurde, für die das Leben hier beendet wurde.“ Der Aktivist rief zum Handeln auf, denn „sonst werden wir Verkehrsgewalt wieder erleben.“

Mahnwachen-Organisator Dierk von Schneidemesser mit seinem Fahrrad.
Mahnwachen-Organisator Dierk von Schneidemesser mit seinem Fahrrad.

© Nicolas Lepartz

Er schloss mit dem Appell, das Mobilitätsgesetz tatsächlich umzusetzen – und dass Polizei und Ordnungsämter nicht dulden sollten, dass auf dem Radweg geparkt werde. Es brauche geschützte Fahrradspuren und Kreuzungen. Die Infrastruktur müsse es auch für ungeübte Radfahrende ermöglichen, sicher von A nach B zu kommen. Auch Justus Schöller vom Netzwerk Fahrradfreundliches Lichtenberg nahm an der Mahnwache teil. Er findet, dass „Friedrichshain-Kreuzberg mal Vorreiter war“ in Sachen Radinfrastruktur, aber „ein bisschen Farbe“ würde an den derzeitigen Problemen nichts ändern.

Justus Schöller vom „Netzwerk Fahrradfreundliches Lichtenberg“
Justus Schöller vom „Netzwerk Fahrradfreundliches Lichtenberg“

© Nicolas Lepartz

Das seien „zu viele Autos, zu viel motorisierte Gewalt und zu viel motorisierter Individualverkehr“ an Orten, an denen dadurch kein Platz für Menschen mit anderen Mobilitätsanforderungen sei.

Er selbst habe schon als kleines Kind einen Unfall mit einem Auto gehabt und auch jetzt komme es immer wieder zu brenzligen Situation im Alltag. „Es gibt eigentlich keine ruhige Fahrt durch die Stadt“, beurteilte er die Situation in Berlin.

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Eine weitere Mahnwachen-Teilnehmerin wohnt in der Nähe. Ihren Namen möchte sie nicht nennen. Die Unfallstelle sei die erste Gefahrenstelle, die sie jeden Morgen passiere. „Das hätte eins zu eins ich sein können“, sagt sie.

Schon oft sei sie in ähnlichen Situationen gewesen, habe den Autos auf dem Radweg ausweichen musste. „Es ist kein Fahrradstreifen, auf dem man sich sicher fühlt“, beklagt sie. Die Fahrradwege, die sie in Berlin als sicher empfindet, könne sie an einer Hand abzählen. (mit dpa)

Nicolas Lepartz

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