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Eingeschlagen. Rund um die Alte Schönhauser Straße wurden von Vermummten die Scheiben von sechs Wagen zerstört. Keiner der Steinewerfer wurde gefasst. Foto: imago

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Berlin: Nacht der Zerstörung am Hackeschen Markt

Vermummte werfen Steine in Geschäfte und Autos. Aktionen wegen Liebigstraße-14-Räumung auch in Hamburg und Kopenhagen

Erneut ist es in der Nacht zu Sonnabend zu Aktionen junger Vermummter gekommen – in Mitte wurden dabei fast 30 Geschäfte und sechs Autos entglast. Anlass der Randale ist die Räumung des von Linken bewohnten Hauses in der Liebigstraße 14 am vergangenen Mittwoch. Freitagabend hatten sich gegen 21 Uhr zunächst bis zu 200 Sympathisanten in der Revaler Straße in Friedrichshain versammelt. Zuvor war im Internet zu der Kundgebung mobilisiert worden. Nach Polizeiangaben überprüften Beamte mehrere Personen und stellten Vermummungsutensilien sicher, auch Messer sollen gefunden worden sein. In der autonomen Szene wird Letzteres bezweifelt.

Die Polizei erklärte die unangemeldete Versammlung gegen 21.30 Uhr für beendet und sprach Platzverweise aus. Die Linken verteilten sich in Kleingruppen im Kiez. Fast zeitgleich zogen rund 50 Vermummte in Mitte von der Alten Schönhauser Straße über die Weinmeisterstraße in die Rochstraße am Hackeschen Markt. Sie warfen Schaufenster ein und beschädigten Autos. Bevor Einsatzkräfte eintrafen, floh die Gruppe. Der Staatsschutz ermittelt wegen schwerem Landfriedensbruch. Unbestätigten Angaben zufolge sollen Unbekannte gegen 3 Uhr Waren aus den zerschlagenen Auslagen gestohlen haben. Am Sonnabend verteilten Glaser flächendeckend ihre Visitenkarten in den Straßen, berichtete eine Mitarbeiterin eines betroffenen Ladens.

Für die Nacht zu Sonntag werden weitere Proteste erwartet – die Bewohner des Hauses in der Liebigstraße 14 hatten dazu aufgerufen, die Räumung so folgenreich wie möglich werden zu lassen. Erst am Mittwoch kam es zu Straßenschlachten in Friedrichshain. Nach der Räumung des in der linken Szene weit über Berlin hinaus bekannten Hauses demonstrierten Autonome auch in Hamburg und Kopenhagen; in der Nacht zum Sonnabend kam es dort zu Ausschreitungen. In beiden Städten gibt es eine große autonome Szene. Linke aus Norddeutschland und Dänemark nehmen regelmäßig an Protesten in Berlin teil. In Hamburg trieben Polizisten Linke mit Schlagstöcken und Pfefferspray auseinander.

Neun verbliebene Bewohner der Liebigstraße 14 hatten sich am Mittwoch verschanzt und wurden nach vier Stunden von Spezialkräften geräumt. Dem Einsatz ging ein jahrelanger Rechtsstreit um gekündigte Mietverträge voraus.

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